„Beef” ist eine wahnwitzige Dramedy-Miniserie über einen unnötigen theoretisch kleinen Streit zwischen dem wenig erfolgreichen Bauunternehmer Danny (Steven Yeun, mal wieder stark) und der erfolgreichen Unternehmerin Amy (Ali Wong, auch sehr gut), die allerdings familiär ein paar Probleme hat. Bei beiden führt eine gewisse Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben dazu, die harmlose Verkehrssituation komplett zu überhöhen, wodurch – um dem Titel gerecht zu werden – Beef, eine Fehde, eine absurde Rivalität entsteht.
Im Verlauf der 10-teiligen ersten Staffel wird aus einem Anhupen im Auto eine komplette Verfolgungsjagd und statt es dabei zu belassen, stalkt man sich gegenseitig, versucht der anderen Person zu schaden und sogar ihr Leben zu zerstören. Anfangs belässt man es bei recht harmlosen Pranks, aber die Eskalationsspirale dreht sich sehr schnell, da beide Protagonisten keine Grenzen kennen und sich völlig in diesen Konflikt hineinsteigern. Das ist zunächst noch ganz lustig, wird im weiteren Verlauf aber auch ziemlich tragisch. Sympathisch ist dabei zunächst keine der beiden Hauptfiguren, die Ideen, wodurch sie sich gegenseitig schaden können, werden immer absurder und fieser. Dabei hilft natürlich der sehr gute Cast, auch in den Nebenrollen ist „Beef” gut besetzt.
Eine sehr stilvolle – manchmal auch etwas überhöht-künstlerische – Produktion und gute Dialoge runden das stimmige Gesamtbild letztlich gut ab. Das Pacing der Serie ist nach dem großen Knall zu Beginn etwas langsamer, weil in der Folge die Drama-Exposition und tiefgehende Vorstellungen der Charaktere und ihrer Probleme im Vordergrund steht. Zudem bewegt sich die Fehde noch auf Schulkindniveau. Spätestens ab dem kleinen Zeitsprung in Episode 7 nimmt die Handlung richtig Fahrt auf und gipfelt in einem starken dramatischen Finale. Folge 9 ist super, auch die letzte Episode ist mit starken Dialogen und Beobachtungen gespickt. Natürlich ist die Story ziemlich konstruiert und absurd, aber eben auch unterhaltsam, so dass man mit „Beef“ viel Spaß haben kann. Auch deswegen gab es damals wohl den ein oder anderen Emmy und Golden Globe.
Insgesamt ist die 1. Staffel von Beef ein gelungener Genremix von Comedy, Drama und Absurditäten, der am Ende viel Gutes hervorbringt und sich dabei ganz frisch anfühlt. Mittlerweile scheint die Serie als Anthologieserie geplant zu sein, die sich Staffel für Staffel mit neuem Cast neuen (unsinnigen) Rivalitäten widmet. Ich bin leicht interessiert, hätte aber auch kein Problem damit gehabt, wenn man es bei einer Miniserie belassen hätte.



