„Bad Banks” ist eine deutsch-luxemburgische Koproduktion, die sich im ungewöhnlichen Setting der Finanzwelt aufhält und die dort zahlreichen Betrügereien in den Fokus nimmt. Damit erinnert die Serie ein bisschen an „The Big Short”, doch statt sich eines historisch korrekten Falls anzunehmen, ist diese Geschichte fiktional (wenn auch realistisch wirkend). Das ungewöhnliche Setting ist eine gute Basis für ein gelungenes Thrillerdrama mit Twists und perfiden Charakteren.
Im Zentrum steht Jana Liekam, die großartig von Paula Beer verkörpert wird. Damals dachte ich noch, dass sie der neue deutsche Star wird, in letzter Zeit ist sie vor allem in Christian Petzold Filmen zu sehen. Jana ist eine junge Investmentbankerin, die durch die Hilfe ihrer Chefin in Luxemburg, Christelle Leblanc (Désirée Nosbusch), einen Posten bei einer renommierten Investmentbank in Frankfurt bekommt. Dort versucht sich die junge Angestellte in einem männlichen dominierenden Feld hochzuarbeiten und wird dabei ständig mit einem Intrigenspiel auf den höchsten Ebenen konfrontiert. Denn ihre ehemalige Chefin half ihr nicht aus Nettigkeit, sie fordert eine Gegenleistung. Darüber findet Jana heraus, dass ihr aktueller deutscher Arbeitgeber Dreck am Stecken hat. Doch für welchen Weg wird sich Jana entscheiden? Ihre Auftraggeber und ihre Gunst wechseln ständig.
„Bad Banks” ist eine gut produzierte Serie, die Themenbereiche rund um Finanzkrise, Bilanzmanipulation und eigene Vorteilsnahme gekonnt darstellt – zumindest soweit ich das als absoluter Anfänger in diesem Bereich beurteilen kann. Dabei ergeht sich die Serie nicht in zahlreichen Erklärungen über diese böhmischen Dörfer der Finanzwelt, sondern nimmt den Zuschauer ernst. Somit wirken die Dialoge authentischer und glaubwürdiger, weil kein Erklärbär dabei ist. Man versteht dabei zwar zunächst nicht alles, kann sich letztlich aber doch alles einfach erschließen. Betrug, Erpressungen und Co. sind schließlich universelle Themen. Staffel 1 konnte für mich durch sein frisches Setting punkten, ich empfand die 6 Episoden als durchaus clever erzählt, während auch die Darsteller (zumindest in den Hauptrollen, Tobias Moretti kaufe ich bis zum Schluss nicht) überwiegend überzeugen können. Das Pacing ist nicht durchgehend hoch und auch nicht jeder Nebenhandlungsstrang kann vollends überzeugen, aber die Hauptgeschichte ist interessant und spannend erzählt. Eine sehr solide Staffel mit kleineren Makeln.
Staffel 2 führt die Handlung der ersten Staffel fort, allerdings sind etwa 6 Monate vergangen. Jana verfolgt weiterhin ihre eigene Agenda, hat leichte Rachegefühle und sieht sich nun in Fintech-Startups in Berlin an der richtigen Adresse. Staffel 2 hat noch ein deutlich schnelleres Pacing als Staffel 1, es geht Schlag auf Schlag und ist vor allem in der ersten Hälfte gut konzipiert. Später wechselt sich Twist mit Twist ab (teils vorhersehbar, teils aus dem Nichts) und Figurenkonstellationen und deren Charakter ändern sich zum Teil so schnell, dass man an der Glaubwürdigkeit doch zweifelt. Das interessante Setting kann erneut überzeugen und auch diese Staffel ist überwiegend gut gespielt, doch die Handlung wirkt teilweise etwas konfus. Spannend finde ich, dass „Bad Banks” keine wirklich sympathische Figur zu bieten hat, was in Staffel 2 nochmal auf die Spitze getrieben wird. Das wird einige Zuschauer eher abschrecken, ich empfand es als ganz passend für dieses Setting. Insgesamt legt Staffel 2 ein höheres Tempo vor, sie ist aber leider auch schwächer in ihrer Geschichte. Die Geschichte hat kein deutliches Ende, aber die Serie endete wohl nach 2 Staffeln.
„Bad Banks” lohnt sich als interessantes deutsches Thrillerdrama in Serienform, das in einem nischigen Setting spielt, dieses allerdings gekonnt darstellt. Man sollte sich nicht von der Finanzwelt abschrecken lassen, man kann die Serie auch ohne Vorkenntnisse im Finanzbereich genießen.



