Alice in Borderland – Mystery trifft Battle Royale. Review Staffeln 1&2

Arisu und seine beiden besten Freunde sind eines Tages in Tokio unterwegs. Nachdem sie von einer öffentlichen Toilette nach draußen zurückkehren, sind plötzlich alle Menschen auf den Straßen verschwunden. Schnell wird ihnen mitgeteilt, dass sie Teil eines riesigen Spiels sind. Sie müssen in einzelne Game-Areas, in denen es Aufträge zu lösen gilt. Falls Sie dies nicht schaffen, wartet nur der Tod. Bei Erfolg darf man weiterleben – mein Versuch einer TV-Spielfilm-Inhaltsangabe.

Staffel 1: Man bekommt gerade zu Beginn der Serie das, was man erwartet. Klassische Rätselräume oder eben typische Battle Royale „Jäger gegen Gejagte“-Spiele wechseln sich ab. Die Serie bemüht sich Abwechslung in das Battle Royale-Genre zu bringen, ehe in der Mitte ein Twist die klassische Spieldynamik durchbricht. Einige wird das stören, andere genau das für gut befinden. Ich war danach immer noch an Bord und durchaus zufrieden damit, da 8 Episoden lang nur Rätselspiele etwas eintönig gewesen wären.

Die Serie ist wahnsinnig emotional und theatralisch geschauspielert, was auch von der Regie unterstrichen wird. Ansonsten findet man klassische Genrefilm-Merkmale, viel Blut (CGI) und ordentlich Konsequenz. Ansonsten nimmt man es mit der Logik nicht so genau, aber Actionsequenzen (Martial Arts) und der Spannungsaufbau wissen zu überzeugen. Auch die Rätsel sind meistens ganz interessant konzipiert. In Sachen CGI gibt es gute und schlechte Szenen, generell gelingen den Machern allerdings einige hübsche Bilder und eine dichte Atmosphäre.

Staffel 2: Der Beginn der Staffel ist erzählerisch leider wirklich schwach und die erste Folge wirkt ziel- und ideenlos. Man wusste nicht wirklich, wie man einsteigen soll, hatte aber wohl Bock auf fette Autoverfolgungsjagden. Die sind immerhin schön gefilmt, bieten aber darüber hinaus keinen Mehrwert. Doch schnell wird sich wieder auf die allseits beliebten Spiele fokussiert, wodurch die Handlung an Fahrt gewinnt. Die neuen Spiele sind überwiegend überzeugend, gerade das am Hafen gefiel mir gut. Auch die Suche nach dem Sinn und den Hintergründen dieser Welt finde ich ganz spannend. Langweilig ist leider irgendwann die Action-Ballerei, die komplett over-the-top, style over substance, mit viel CGI-Kugeln, Rauch und anderem Schnickschnack dargestellt wird. Darüber hinaus sind die Dialoge der Figuren manchmal schwer erträglich. Ab Folge 6 wird es besser, man nimmt sich den Mut und die Zeit etwas tiefgründiger zu werden, was überraschenderweise nach dem ganzen vorherigen Quatsch für mich dennoch funktionierte und letztlich aus meiner Sicht zu einem guten Ende mit ein paar Twists führt. 

Staffel 2 hat seine klaren Macken, gerade Folge 1 und 5, mit Abstrichen auch 7. Der Rest erreicht allerdings eine gute Qualität, in den besten Momenten wird sogar Staffel 1 übertroffen, aber die Macken bleiben. Daher ist „Alice in Borderland” eine ambivalente Serie. Dennoch versöhnt das Ende und bildet auch ein gutes Serienende. So dachte ich zumindest direkt nach dem Ansehen, aber (leider) ist das nicht der Fall: Es wird noch eine 3. Staffel geben.

 „Alice in Borderland” ist nichts Großartiges und ab und an kann man sich auch gerade bei den völlig überzeichneten Charakteren an den Kopf fassen, aber letztlich gelingt die Mischung aus Mystery und Battle Royale gerade in den unterschiedlichen Spielen. In Serienform war Alice recht einzigartig, bis danach „Squid Game” kam. Ich würde behaupten: Wer „Squid Game” mag, kann auch hier mal einen Blick hineinwerfen, wobei die Unterschiede zwischen beiden Serien deutlich spürbar sind.

77/100
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