Patrick Melrose – Cumberbatch brilliert als drogenabhängiger, gebrochener Mann. Review Miniserie

„Patrick Melrose” ist eine hervorragend gespielte britische Drama-Miniserie, basierend auf der gleichnamigen Buchreihe, rund um das Thema der Drogenabhängigkeit und über das Auswirkungen von Fehlverhalten der Eltern gegenüber ihren Kindern. Das düstere Drama mit tiefschwarzem, bitteren Humor ist immer noch ein kleiner Geheimtipp.

Faustpfand der nur 5-teiligen Miniserie ist Benedict Cumberbatch, der in der Titelrolle überragt. Wenn er Lust auf eine Rolle hat, die selbstzerstörerisch und voller Selbstzweifel ist, dann kann er darin häufig aufgehen, wie kaum ein anderer Darsteller. „Patrick Melrose” ist in dieser Hinsicht eine Cumberbatch Masterclass. Darüber hinaus werden die fiesen Themen der Serie von Regisseur Edward Berger („Deutschland 83”, „Im Westen nichts Neues”) eindringlich und eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die jeweiligen Episoden springen an verschiedene Zeitpunkte des Lebens von Patrick in Schlaglichtern, es wird nicht die ganze Biografie nachgezeichnet, sondern die wichtigsten, folgenreichsten Momente seines Lebens, die oft mit einer Form von Drogenabhängigkeit oder der Ursache dessen zu tun haben.

In der ersten Folge wird der offensichtlich drogenabhängige Patrick im Jahr 1982 darüber informiert, dass sein Vater verstorben ist und er in New York seine Asche abholen soll. Zunächst beschließt er daraufhin mit den Drogen aufzuhören, doch die negativen Erinnerungen an seinen Vater lassen dieses Ziel in weite Ferne rücken. Stattdessen dreht sich die Abwärtsspirale für ihn immer schneller. Episode 2 springt in die 1960er Jahre, die Kindheit von Patrick, und hat mich in seiner Bösartigkeit damals überrascht und gepackt. Ich fand es wirklich schwer zuzuschauen, bei dem, was dort gezeigt wird. Die kommenden Folgen präsentieren das Jahr 1990, dann 2003 und letztlich 2005. Immer wieder wird Patrick mit seiner Vergangenheit konfrontiert (für die Zuschauer in Flashbacks), die ihn komplett verschlingt und einnimmt, er sich davon nicht lösen kann und mit Drogen versucht, die Traumata zu bewältigen. Dabei stellt er sich stets die Fragen nach dem „Wieso”, die er teilweise auch versucht den richtigen Personen zu stellen.

Insgesamt sind die Folgen alle auf einem ähnlichen Niveau, nur Episode 4 fällt leicht nach unten ab. Die Produktion der Serie ist solide, genauso wie die eindringliche Regie und die gelungene Musik. Natürlich ist der Grundton der Serie depressiv und negativ, weil wir immer wieder einem Charakter zusehen, der sich selbst zerstört, aber irgendwann kommt man ihm emotional etwas näher. Trotz des guten Ensembles, dem auch Jennifer Jason Leigh und Hugo Weaving angehören, bleibt Benedict Cumberbatch der klare Star dieser Serie. 

Wer Cumberbatch nicht mag, oder dem die Themen rund um Drogen und Missbrauch zu hart sind, der sollte die Serie vielleicht meiden, für alle anderen ist „Patrick Melrose” ein fieses, relativ kurzweiliges Familiendrama mit überragendem Hauptdarsteller. Ich weiß nicht, ob die Serie hervorragend gealtert ist, da ich sie bereits 2018 sah, aber aus meiner Erinnerung heraus möchte ich eine Empfehlung aussprechen.

84/100
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