Little Fires Everywhere – Familiendrama mit Makeln und Brandstiftung. Review Miniserie

„Little Fires Everywhere” ist eine Miniserie von 2020, die auf einer Romanverfilmung des gleichnamigen Bestsellers in den USA aus dem Jahr  2017 basiert. Das Familiendrama mit Mystery- und Thrillerelementen glänzt durch sein Darstellerensemble, hat aber auch einige Probleme.

Die Serie spielt Ende der 90er Jahre in einer malerischen US-Kleinstadt und dreht sich um eine weiße Familie mit 4 Kindern (Richardson) und ein schwarzes Mutter-Tochter Gespann (Warren), die ein Haus der Richardsons mieten. Der Kontakt zueinander tritt eine ganze Reihe von Ereignissen los, die am Ende in einem großen Knall gipfeln. Die Serie beginnt mit einem „flash forward”, das Familienanwesen der Richardsons steht in der Zukunft lichterloh in Flammen. In der Folge wird die Geschichte erzählt, wie es dazu kommen konnte und in Flashbacks, wie die Leute so geworden sind, wie sie sind. Die Handlung erinnert recht lang an sehr klassische High School Serien und legt den Fokus darüber hinaus auf die Mütter. Auf der einen Seite, Elena (Reese Witherspoon), die ihr Leben den Kindern „geopfert” hat und in der ganzen Stadt nur noch ihren Status zeigen und halten will, auf der anderen Seite die „hippe“ Künstlermutter Mia (Kerry Washington). Die Figurenkonstellationen wirken ziemlich klischeebeladen und plakativ, so dass es sogar in der Mitte zu konstruierten Familientausch Momenten führt. Die Geschichte erscheint daher zu Beginn recht klassisch und belanglos, erst ab der Mitte wird die Serie interessanter, weil sie den Konflikt herausarbeitet, der die Gemüter richtig erhitzt und an dessen Ende der Schwelbrand explodiert.

Die 90er Jahre als Setting helfen der Serie kaum, man spürt wenig davon. Was mich allerdings mehr stört, sind diverse Charakterentwicklungen. Nach den Flashbacks – wodurch der Zuschauerschaft die Probleme der Vergangenheit präsentiert werden – handeln auch die Charaktere auf einmal ganz anders. Es wirkt, als ob sie selbst den Rückblick auf ihrem Videorekorder noch einmal angesehen hätten, denn danach veränedrt sich ihr Handeln deutlich. Wenn man es positiv betrachtet, kann man behaupten, dass die Charaktere eine gute Fassade aufgebaut haben und alle innerhalb der Geschichte hervorragende Schauspieler sind, aber für mich folgen daraus häufig nicht nachvollziehbare Charakterhandlungen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die mangelnde Kommunikation der Figuren. Fast nie wird über Dinge geredet, es wird stattdessen immer weggelaufen. Diese Entscheidung lässt die Handlung lange Zeit auf der Stelle treten, es hilft dem Pacing überhaupt nicht, da alles Interessante bis in die letzten Folgen hinausgezögert wird. Doch dann weiß die Serie durchaus zu glänzen. Denn wenn Konflikte diskutiert werden, dann sind die Szenen zum Teil wirklich großartig und auch hart, gerade in der Eltern-Kind-Beziehung. Die darauffolgende sofortige Vergebung von so vielen Figuren ist aber wieder wenig nachvollziehbar.

Im Kern bleibt damit eine Serie, die viele gute Szenen hat, davon aber häufig einiges wieder einreißt. Zudem wird den anfänglichen Klischee-Figuren zwar viel Zeit gegeben, sie werden aber dennoch unzureichend entwickelt. Zudem führt der Spoiler in Folge 1 dazu, dass man bereits genau weiß, wohin sich die Handlung entwickeln wird. Für mich reichten die letzten beiden interessanten Folgen letztlich nicht, um die Serie als gut zu bewerten oder sie besonders zu empfehlen. Fans von Familiendramen, die auch mal etwas auf der Stelle treten dürfen, können sich an der Serie durchaus erfreuen, trotz ihrer Makel. Für eine flächendeckende Empfehlung reicht es für „Little Fires Everywhere” allerdings nicht.

74/100
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