„Move to Heaven” ist eine koreanische Miniserie über Nachlassverwalter („Trauma Cleaners”), die nach dem Tod eines Menschen dessen Wohnungen und Gegenstände durchsuchen, um dabei Gegenstände von emotionalem Wert für die Angehörigen zu finden und diesen auszuhändigen. Manchmal ein durchaus schwieriger Job, wenn man noch die Hinterlassenschaften der Opfer (beispielsweise Blutflecken) deutlich sieht. Ein Geheimtipp, der bei Netflix auch auf deutsch synchronisiert angeboten wird!
Die Miniserie umfasst insgesamt 10 Episoden und spielt im Südkorea der Gegenwart. In jeder Folge wird die titelgebende Nachlassverwaltungsfirma Move to Heaven mit einem neuen Fall beauftragt. Dieses sehr spezielle Familienunternehmen betreibt der mit Asperger lebende Geu-ru (Tang Joon-sang) mit seinem Vater, Onkel (Lee Je-hoon) und seiner Nachbarin. Zu Beginn muss die Familie einen Schicksalsschlag einstecken, der den harten Untergrundkämpfer und Onkel, der zuvor im Gefängnis war, und Geu-ru näher zusammenbringt. Darüber hinaus entspinnt sich leicht versteckt eine mögliche Lovestory und einige schöne Geschichten über Freundschaft und Familie. Glücklicherweise gibt es diese übergeordnete Handlung, die manchmal mehr und manchmal weniger in den Folgen weitergeführt wird und somit die Serie auf ein höheren Standard hebt als herkömmliche „Procedurals” – Serien, wo jede Folge weitgehend unabhängig von anderen funktioniert (z.B. Law&Order). Dennoch haben die einzelnen Episoden auch ihre Eigenheiten und präsentieren den Beruf des „Trauma Cleaners“ in seiner Gänze.
„Move to Heaven“ legt einen großen Fokus auf Emotionalität, die durch passende Musik und das typisch zunächst als „overacted” anmutende koreanische Schauspiel unterstützt wird. Man gewöhnt sich allerdings sehr schnell daran und die Serie weiß gerade auf emotionaler Ebene zu überzeugen. Die Mischung aus Tragikomik und großen Gefühlen ist eigenwillig, aber gekonnt ausgeführt. Die Produktion ist solide bis gut, die Darsteller gehen in ihren Rollen auf und geben den Figuren mehr Tiefe, als man anfangs vermuten würde. Mit der Zeit entwickelt man ganz natürlich Sympathien, gerade zur gebeutelten Hauptfigur Geu-ru. Die ständige Konfrontation mit dem Tod sorgt für überraschend viele herzerwärmende, aber vor allem für herzzerreißende Szenen. Das kann manchmal etwas kitschig wirken, weil auch teilweise mit Klischeefiguren gearbeitet wird, funktioniert aber meistens gut.
Durch diese ungewöhnliche Genre Melange wirkt „Move to Heaven” spezieller als klassische K-Dramen oder K-Krimis. Positiv betrachtet sorgt dies für ein frisches, interessantes Seherlebnis, auf der negativen Seite steht, dass dies nicht allen gefallen wird. Aber manchmal muss man sich auf etwas Unbekanntes einlassen, um positiv überrascht und mitgerissen zu werden. „Move to Heaven” ist dafür genau die richtige Serie. Insgesamt werden bekannte Versatzstücke clever neu kombiniert, so dass die Miniserie letztlich ein starkes Eigenleben entwickelt und wirklich etwas Besonderes ist. Die Serie bekam (bisher) noch nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Für mich ist sie ein kleiner Geheimtipp mit viel Herz. Es kann aber auch sein, dass die koreanische Drama-Miniserie nicht jedem so gut gefällt, wie sie mir (und IMDb) gefallen hat.



