„The Morning Show” ist eine weitere journalistische Dramaserie, allerdings sind die Nachrichten diesmal überwiegend unwichtig, stattdessen steht das Thema „MeToo” im Vordergrund. Beziehungen zueinander und Machtstrukturen innerhalb des Medienimperiums, sowie der Umgang der Gesellschaft mit „Me Too”-Anschuldigungen dominieren die erste Staffel.
Anchorman Mitch (Steve Carell) ist eine vordergründig deutlich charmantere Weinstein-Variante, er wird wegen sexuellen Fehlverhaltens am Arbeitsplatz gefeuert. Die andere Hauptmoderatorin Alex (Jennifer Aniston) steht nun vor dem Scherbenhaufen und entscheidet sich kurzerhand die unbekannte Bradley (Reese Witherspoon) auf den Platz neben sich zu setzen. Das ist der vorläufige Höhepunkt eines Intrigenspiels, bei dem es so scheint, als würde jeder gegen jeden spielen. Oberes Sendermanagement gegen Redaktionsleitung, die Hauptmoderatorin gegen alle und irgendwie hängt auch noch der alte Mitch in den Köpfen der Menschen. Die Loyalitäten können schnell wechseln und das „MeToo” Hauptthema zieht sich durch die ganze 1. Staffel, auch mit zahlreichen Nebenfiguren innerhalb der Redaktion und Produktion.
Meine Erwartungshaltung war ein wenig anders, mehr auf Nachrichten fokussiert, aber die eigentlichen Nachrichten der Morgensendung werden nur am Rande thematisiert. Den von mir oft beschriebenen „Thrill” guter Serien über das Innenleben von Nachrichtenredaktionen gibt es in dieser Apple Serie selten. Stattdessen stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen stark im Vordergrund, die titelgebende Morning Show ist kaum mehr als das Setting für ein klassisches Workplace-Drama mit „MeToo” Fokus. Das Thema wird aber durchaus gut behandelt, von vielen Seiten beleuchtet und ist dennoch richtig in seiner Positionierung. Für mich greift „The Morning Show” das „MeToo-Thema” besser auf als viele andere. Leider nervt mich Jennifer Anistons Spiel etwas, Reese Witherspoon ist auch seltsam emotionslos. Die Nebenfiguren sind schon eher spannende Figuren, die auch gut dargestellt werden und Steve Carell brilliert in dieser absoluten – für ihn sehr ungewöhnlichen – Ekelrolle.
Letztlich war die Handlung für mich ein wenig zu wankelmütig und ziellos in der Mitte, die letzte Episode der ersten Staffel ist allerdings ganz fantastisch. Da spürte ich endlich den Thrill, dass sich wirklich Dinge etwas verändern können und relevante Weichen gestellt werden. Die sehr gute letzte Folge kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Staffel einen zu langen Aufbau braucht und sich häufiger im Kreis dreht. Nach der 1. Staffel bin ich (vorerst) ausgestiegen, auch weil die IMDb Bewertungen in Staffel 2 ein gutes Stück schlechter sind.



