Dept. Q – Jussi Adler-Olsens „Erbarmen“ in Schottland. Review Staffel 1

„Department Q” ist eine klassische Krimi-Thriller-Serie, die auf der gleichnamigen, aktuell 10 Bücher umfassenden, Jussi Adler-Olsen Buchreihe basiert. Die erste Staffel befasst sich mit dem ersten Buch, auf Deutsch: „Erbarmen”, ändert die Lösung des Falls, die Täter und das Setting (nun in Schottland) ab, bleibt dem Ausgangsmaterial im Kern aber treu. Doch lohnt sich eine weitere Verfilmung in Serienform, nachdem es auch bereits dänische Filme gab?

Durchaus. Durch die leichten Änderungen bleibt die Lösung des Falls auch für Kenner von Buch oder Filmen interessant. Zudem kann sich eine 9-teilige Staffel natürlich mehr Zeit für Exposition und Charakterisierung ihrer Figuren nehmen als ein 90-120-minütiger Film. Das führt allerdings auch dazu, dass die Serie zu Beginn etwas langatmig wirkt, gerade nach der gelungenen ersten Episode, die die Ausgangssituation darstellt. 

Carl Morck (Matthew Goode) ist eigentlich ein sehr guter, ziemlich arroganter Kommissar, doch beim Auffinden einer Leiche geht etwas schief: Ein Kollege wird ermordet, ein guter Freund und Kollege ist nach einem Schuss zunächst gelähmt, Morck kommt mit einem Streifschuss davon. Doch psychologisch nimmt ihn die Tat sehr mit, was er sich nicht wirklich eingestehen möchte. Er muss jedoch zunächst mit einer Psychologin sprechen, damit sie beurteilen kann, ob er bereit für den Dienst ist. Daheim hat der leicht depressive Morck auch noch mit Stiefsohn und Mitbewohner zwei kleinere Brandherde. Seine Chefin sieht ihn (für Erste) in einer Cold Case Abteilung am richtigen Ort. Dabei wird Morck zunächst nur vom syrischen Flüchtling Akram (Alexej Manvelov), später auch von seiner ehemaligen und neuen Kollegin Rose (Leah Byrne) unterstützt. In ihrem ersten Fall geht es um die vier Jahre zuvor verschwundene Staatsanwältin Merritt Lingard (Chloe Pirrie). Dabei weiß der Zuschauer zu Beginn deutlich mehr als die Ermittler: Die entführte Frau lebt noch und wird in einer Druckluftkammer gefangen gehalten und gefoltert. Die Szenen der Ermittler wechseln sich immer wieder mit denen der Entführer und der Entführten ab, dabei wissen wir zu Beginn allerdings nicht von der Identität der Täter, so dass man miträtseln kann.

Die Serie ist überaus solide produziert, die Darsteller sind ganz gut, das Setting funktioniert auch in Schottland. Der Beginn (nach dem starken Auftakt) ist mir etwas zu langsam, ich war überrascht, wie lange es dauert, bis die Cold Case Einheit erstmal etabliert ist und mit dem Arbeiten an ihrem Fall beginnt. Wenn man die Geschichte – zumindest in ähnlicher Form – bereits kennt, wirkt vieles in der Erzählung einigermaßen redundant. Die komödiantischen Momente fügen sich für mich nicht so gut ins Gesamtbild ein. Die manchmal slapstickartige oder auf doofen Charakteren basierende Comedy erinnerte zeitweilig an „Slow Horses”, passt hier aber nicht so gut. Ich war allerdings am Ende, vor allem anhand der letzten beiden Episoden, positiv gestimmt. Die Serie ist durchaus hart und blutig, es gibt einige fiese Sequenzen, in denen Köpfe eingeschlagen werden, die Gewaltszenen sind wirklich schmerzhaft und überraschend für eine recht klassische Krimiserie mit flapsigem, hochnäsigen Ermittler. Natürlich ist es auch sehr schön, dass ein anderes Ende gewählt wurde, so dass Kenner von Film oder Buch mitraten können.

Ich hätte leicht etwas am Pacing geändert, aber insgesamt wurde mit der 1. Staffeln von „Dept Q” ein gutes Fundament gelegt, um noch einige weitere Bücher in Serienform zu verfilmen. Netflix wird sich davon bei genügend Erfolg sicherlich nicht abhalten lassen alle 1 oder 2 Jahre eine neue Staffel herauszubringen. Das kann sich auch zukünftig lohnen, vor allem wenn Staffel 2 vielleicht etwas weniger Exposition benötigt und schneller den Tätern auf die Schliche kommen kann.

79/100
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