„The OA” ist wirklich wirklich seltsames Zeug. Für viele vermutlich pure Zeitverschwendung, für andere ihre absolute Lieblingsserie, ein nicht mehr geheimer Geheimtipp, die Serie, die man gesehen haben muss. Ich stehe wie so häufig eher mittig, der Serien-Jesus ist „The OA” aber für mich nicht gewesen.
Mittlerweile habe ich auch ein paar Brit Marling Sachen nachgeholt, aber tatsächlich war für mich „The OA” der Start in ihre seltsam (pseudo) philosophischen Werke, die immer wieder dystopisch-spannende Ideen beinhalten und in den Sci-Fi-Bereich hinüberwachsen. Eigentlich genau meine Genres, doch im Film „Another Earth” lief das für mich bislang am besten zusammen. Ich würde eher „Another Earth” empfehlen, als sich die zwei abgeschlossenen, langatmigen Staffeln „The OA” (mit Cliffhanger-Ende als es gerade spannend wird) , aber der Reihe nach:
Die Prämisse der Serie ist hochinteressant. Prairie Johnson (Marling) kehrt in Staffel 1 nach einem Brückensprung nach Hause zurück und nennt sich fortan „OA”. Zuvor galt sie 7 Jahre lang als vermisst, niemand wusste, wo sie sein könnte und ob sie überhaupt noch lebte. Doch das ist noch nicht verwirrend genug, der Clou ist: Sie ist nun nicht mehr blind im Gegensatz zu der Zeit vor ihrem Verschwinden, hat allerdings zahlreiche Narben auf dem Rücken. Sie scheint sich zwar an das Erlebte zu erinnern, erzählt das aber weder ihren Adoptiveltern noch der Polizei, sondern stattdessen 5 verschiedenen Personen, die sie vorher nicht kannte und nun für ihre „Mission” rekrutieren möchte. Diese konfrontiert sie mit allerhand Fantastereien. Leider muss ich ein wenig spoilern, damit man nicht vollends überrascht wird: Es wird auch um weitere Dimensionen gehen, der Mystery-Sci-Fi-Aspekt steht fortan im Vordergrund, mehr möchte ich zur Handlung nicht verraten.
Wenn ich jetzt selbst nochmal die Ausgangssituation lese, hätte ich fast Lust hereinzuschauen, jedoch krankt die Serie leider an zahlreichen Problemen und Makeln. Zunächst ist es schwer verständlich ist, warum die Folgen zu Beginn der Staffel immer viel länger sind als die späteren Folgen, was zu einem langatmigen Auftakt führt und den Einstieg in die Serie erschwert. Gerade einige Gespräche sind quälend lang, ohne die Handlung voranzutreiben. Man muss sich auf das dargestellte Gedankenkonstrukt einlassen, wobei die nicht allzu guten Darsteller leider mir bei der Immersion nicht helfen. Daraus ergibt sich zusammenfassend eine wirre, mit vielen schwer nachvollziehbaren Charakterhandlungen gespickte Geschichte, die auch Entführungen beinhaltet. Leider haben die Macher auch einen großen Hang zum Kitsch, einige Handlungssträngen wirken regelrecht dümmlich. Akzeptiert man dieses ganze haarsträubende Zeug allerdings und wendet sich nicht schon früh ab, wird man im weiteren Verlauf der Geschichte, wenn das Puzzle mehr und mehr gelöst wird, auch mit guten Momenten belohnt.
In Staffel 2 wird die Haupthandlung größer, durch den ein oder anderen anderen Reveal und Twist wird viel weltumspannender gedacht. Diese Veränderung hilft der Handlung in weiten Teilen. Darüber hinaus ist die Serie überaus mutig und daran interessiert, einzigartig zu wirken und die Absurdität von Vergleichswerken zu übertrumpfen. Daraus folgen allerdings einige beknackt-absurde-WTF-Momente, die mit keinerlei Sinnhaftigkeit zu erklären sind, zumindest nicht sofort, vielleicht mit mehr Informationen im Nachhinein. Problematisch ist, dass diese Momente kaum aufeinander aufbauen, sondern eingeschoben werden, was etwas zu gewollt und fragmentiert wirkt. Versteckt in diesem Wirrwarr gibt es allerdings erneut einige spannende Ideen und interessante Sequenzen. In der letzten Folge von Staffel 2 ist für mich die interessanteste und beste Idee versteckt, die mich an die Desmond Miles Story von „Assassin’s Creed” erinnerte.
Eigentlich sollte die Serie laut den Schöpfern in den geplanten 5 Staffeln zu einem wahren Sci-Fi-Mystery-Epos werden. Insofern ist es schade, dass die Serie nach 2 Staffeln endete, als die Handlung gerade interessant wurde und ich Interesse hatte weiterzuschauen. Zudem ist das Ende ein fieser Cliffhanger.
Ich kann aber letztlich nur die beiden Staffeln bewerten, die es wirklich gibt, auch wenn meine Hoffnung groß gewesen wäre, dass die Serie danach noch besser wird. Leider kann ich die 1. Expositionsstaffel im Gros nicht wirklich empfehlen, die zweite Staffel ist interessanter. Wer nach meiner anfänglichen Beschreibung der Prämisse an der Handlung interessiert ist, und keine Probleme mit einem langatmigen Erzähltempo und Kitsch hat, der kann durchaus einen Blick hineinwagen. Allerdings wird es kein Happy end geben, aufgrund des Cliffhanger-Endes mitten in der Haupthandlung.



