The Residence ist eine mit Filmzitaten und Referenzen gespickte Comedy-Miniserie, die das Whodunit?-Genre auf die Spitze treibt. Von überzeichneten Charakteren, hohem Dialoganteil und überfrachteter Komplexität geprägt, wird die Serie ins Weiße Haus verlegt, wo der Chef der Mitarbeiter, am Abend eines Staatsbanketts ermordet wird.
Chief Usher A.B. Winter (Giancarlo Esposito, schön ihn mal nicht in der Rolle der bösen Bösewichts zu sehen) wird im Weißen Haus ermordet und das am Abend des Staatsbesuchs Australiens, bei dem auch Hugh Jackman (fake, als Running Gag) und Kylie Minogue (die echte!) vor Ort sind. Die womöglich zuständige Metropolitan Police ruft die Meisterdetektivin Cordelia Cupp (Uzo Aduba) zur Lösung des verstrickten Falls, diese ordnet schnell an, dass die Türen geschlossen werden, weil alle Gäste verdächtig sind. Doch schnell kristallisiert sich Folge für Folge heraus, dass viele Personen ein Motiv hatten und den Chief Usher bedrohten.
Die Miniserie verleugnet an keiner Stelle ihre Wurzeln und Inspirationsquellen. Bereits in der ersten Episode wird auf Benoit Blanc Bezug genommen, vor allem der erste Knives Out Film mit seiner komödiantischen Herangehensweise mit vielen Verdächtigen in einem Herrenhaus, stand Pate (wird auch referenziert) für die Serie. Auch Verweise auf Agatha Christie und speziell den Mord im Orient Express bleiben natürlich nicht aus. Die Verbeugungen stimmen, aber passen auch Inhalt und Comedy?
Mit Abstrichen. Nach dem aufgebauten Setup in Folge 1 verfällt „The Residence” in ein Abarbeiten der Formel. In den Folgen 2-5 werden zahlreiche Verhöre gezeigt und dabei immer die Geschichte einer Person aufgegriffen, deren Motiv und Möglichkeit zum Mord von vorne bis hinten durchgekaut wird. Spätestens ab Folge 3 kann man sich allerdings denken, dass man hier mit aufgeblähten falschen Fährten versorgt wird. Erst Folge 6 durchbricht dieses Muster, wodurch die Serie etwas an Fahrt gewinnt. Natürlich sind diese Folgen dennoch sehenswert, aufgrund der unterhaltenden Comedy-Komponente, die häufig ins Absurde abgleitet, aber inhaltlich kann man sie sich fast komplett sparen. Denn das Herausgefundene wird in den letzten Folgen auch häufig zusammengefasst, damit keiner beim Anschauen auf der Strecke bleibt.
Wenn ich ganz böse wäre, würde ich sagen: Schaut Folge 1 und die letzte Folge, alles dazwischen kann man sich eigentlich sparen. Man braucht ein Setup, aber naturgemäß bringt erst die letzte Folge die Lösungen – in Spielfilmlänge, 90 Minuten. Diese Episode fügt dann relativ gekonnt alles zusammen, wobei die Auflösung nicht wirklich der große „Aha-Moment” ist, den sich vielleicht viele gewünscht hatten. Da würde ich bei Detektiv Conan Folgen schon mehr überrascht.
Maßgeblich für den Seriengenuss ist, ob die vor allem auf überzeichneten Figuren, deren Marotten ausgeschlachtet werden, basierende Comedy funktioniert und bei der Stange hält. Ich fand es anfänglich etwas langweilig, war aber am Ende der Serie doch wieder zufrieden. Solide Comedy Whodunit Variante, die sich etwas zu viel Zeit lässt.



