The Looming Tower – Versagen auf höchster Ebene. Review Miniserie

„The Looming Tower” beschäftigt sich mit einem der größten Traumata in der jüngeren Geschichte der USA (und der westlichen Welt): Den Anschlägen des 11. Septembers. Die Miniserie möchte nur möglichst genau nacherzählen, wie es aufgrund von Verfehlungen von FBI, CIA und der Regierung zum Terroranschlag kommen sollte.

In der Serie mit Jeff Daniels in der Hauptrolle wird vor allem von den Spannungen und der bewussten Weigerung der Zusammenarbeit von CIA und FBI (ausgehend von der CIA) berichtet. Dies wird häufig mit Einschüben aus dem Untersuchungsausschuss zur Aufklärung im Jahr 2004 verknüpft. Um eine höhere Authentizität zu erreichen, wird die Erzählung beispielsweise durch Originalaufnahmen von Bin Laden, George W. Bush, dem Terroranschlag selbst, sowie dem realen Untersuchungsausschuss angereichert. Es ist nicht ganz klar, wie fiktional die Serie tatsächlich ist (gerade bei Geheimdiensten und Behörden ist nicht alles nachvollziehbar), aber sie bemüht sich nah an der Realität zu bleiben. Vor allem weil es sich um ein reales, traumatisierendes Ereignis handelte, ist es sehr schockierend, wenn man bemerkt, wie viel vermeidbar gewesen wäre. Gerade, wenn man betrachtet, welche Auswirkungen dieses Ereignis für die USA und die ganze Welt hatte.

Nach sehr interessanten ersten 3 Folgen baut das Tempo ab. In der Mitte gibt es etwas viel Leerlauf und auch in die Privatleben der Figuren wird eingetaucht, was ich angesichts der Größe dieses ganzen Ereignisses nicht so ganz verstehe. Das ist als Einschub in Ordnung, bei dieser Terrorismus Prämisse möchte ich aber die familiären Probleme nicht im Vordergrund erzählt bekommen. Das passiert allerdings leider größerer Breite in den mittleren Folgen, vielleicht auch, weil zu Beginn schon viel erzählt wurde und ein bisschen die Themen fehlten.

Stehen wieder die Geheimdienste im Vordergrund, ist die Serie sofort spannender, auch weil man nicht versteht, warum die CIA so kategorisch keine Informationen teilen wollte. Weil sich deshalb allerdings auch auf dieser Ebene wenig bewegt, liegt der Fokus in der Mitte der Miniserie auch auf den Al Qaida-Terroristen. Dieser Teil fällt fast zwangsläufig fiktionaler aus und ist nicht zwingend eine Stärke der Serie. Erst in den letzten Episoden werden dann wieder die wirklich spannenden Themen behandelt, der Ausgang ist natürlich keine Überraschung mehr, aber dennoch gelingt es den Zuschauer in bedrückter, frustrierter Stimmung zurückzulassen. Interessant ist, dass man nicht die schon allzu bekannten Bilder Anschlagsbilder verwendet, sondern anders etwas anderes ausprobiert.

Statt der 10 Folgen wären 8 Folgen für das Erzähltempo und die Fokussierung besser gewesen. Die gut produzierte Serie ist vor allem aufgrund ihrer historischen Relevanz sehenswert.

76/100
Total Score
Nach oben scrollen