The Crown – Schicksalsjahre einer Königin. Von 1947-2005. Review ganze Serie (Staffeln 1-6)

Ein Biopic über das „zweite elisabethanische Zeitalter“, über das Leben und das Schaffen der 2022 verstorbenen Queen und ihrer Familie. Insgesamt wird der Zeitraum von 1947-2005 erzählt, mit wechselnden Darstellern für die verschiedenen Altersklassen der Charaktere. Somit bilden die ersten beiden, die Staffeln 3&4, sowie die letzten beiden Staffeln 5&6 jeweils eine Einheit.

Insgesamt wird sich mit dem Innenleben des königlichen Palastes beschäftigt, das Familiendrama steht im Zentrum der Serie. Doch natürlich muss die Queen auch stets politisch auf dem neuesten Stand sein, was zu zahlreichen interessanten Einblicken in die damalige politische Situation Großbritanniens führt, die vor allem anhand der Treffen mit dem jeweiligen Ministerpräsident erzählt werden. Anhand der realen Ereignisse erzählt „The Crown” somit auch einen Großteil der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, aus diesem speziellen Blickwinkel, mit all seinen Katastrophen, Gefahren und Errungenschaften. Die Produktion ist dabei immer auf einem hohen Niveau, die Kostüme und das Einfangen der verschiedenen Zeitepochen gelingt der Serie sehr gut.

Die Staffeln 1&2 gewähren Einblicke in die Jugend und den Anfang der Regentschaft der langjährigen Queen, die Hochzeit mit Prince Philip steht zu Beginn im Mittelpunkt der Handlung. Historisches wird gekonnt verwoben mit dem Privaten, von dem man natürlich nicht zu 100 Prozent weiß, wie viel davon korrekt dargestellt ist. Grob stimmt es wohl, aber einige Handlungsstränge sind lückenhaft oder teilweise fiktiv. Aber es handelt sich schließlich auch nicht um eine Dokumentation, sondern um eine starke Biographie in Serienform, die gleichzeitig Zeitstudie ist und sich ihre eigenen Freiheiten nimmt. Die sehr gepflegten schauspielerische Leistungen, vor allem von Claire Foy als junge Königin wissen immer wieder zu begeistern und sind das Faustpfand eines charakterbasierten Drama. Teilweise erreicht „The Crown“ damit auch leichte „Downtown Abbey”-Vibes. 

Wenn man mit der Geschichte des Königshauses zu dieser Zeit nicht vertraut ist, dann erlernt man viel Neues über eine spannende und interessante Zeit aus einem speziellen Blickwinkel. In den ersten beiden Staffeln kämpft die Queen noch um Anerkennung, muss sich auch auf große Schiffsreise begeben um sich dem Commonwealth angemessen zu präsentieren, während zuhause ihre dem Alkohol zugeneigte Schwester ungern Männer aus dem Adel daten möchte, sondern eher extravagante Figuren des öffentlichen Lebens. Gerade die vielen Zusammenkünfte mit dem alternden Churchill und mit den Kennedys empfand ich als faszinierend und gut inszeniert.

Mit Staffel 3 kommt ein vorher angekündigter und gewollter Bruch, denn der Cast wird komplett ausgetauscht, Olivia Colman ersetzt beispielsweise Claire Foy als nun etwas ältere Queen. Season 3 ist noch etwas episodischer als die beiden vorherigen Staffeln, was durch zahlreiche Zeitsprünge illustriert wird. Die Haupthandlung bewegt sich zumeist in den 60iger Jahren, erstreckt sich am Ende aber bis 1976. Einige Folgen stehen erstmal komplett für sich selbst, helfen aber natürlich dabei, die Gesamtgeschichte, Charaktere und Beziehungen der Figuren untereinander besser zu verstehen. Somit wird beispielsweise in einer die Queen stark charakterisierenden Episode das Aberfan-Desaster gezeigt, auch die Mondlandung wird thematisiert. In der zweiten Hälfte wird Prince Charles stärker in den Fokus genommen, auch Camilla bekommt erste Sendeminuten und am Ende steht das 25-jährige Jubiläum der Queen. Der neue Cast weiß vollends zu überzeugen. Olivia Colman brilliert natürlich als Queen, Helena Bonham-Carter weiß als Schwester Margaret zu glänzen. Vielleicht ist die recht sachliche Serie einigen etwas zu langweilig geworden, für mich büßte die neue Staffel aber keine Qualität ein, sondern zementierte den Ruf als sehr gelungenes Historiendrama.

Staffel 4 behält seinen Cast bei und behandelt diesmal hauptsächlich die 80er Jahre. Im Mittelpunkt stehen diesmal die streitbare Margaret Thatcher (Gillian Anderson) und vor allem Lady Diana (Emma Corrin) sowie die Beziehung der Queen zu Charles und Camilla. Wie schon Staffel 3 fühlt sich die Serie relativ fragmentiert und episodenhaft an, da auch interessante Daten und Ereignisse übersprungen werden. Teilweise wäre ich auch gerne noch länger bei einem Thema geblieben, doch dann folgte bereits ein Zeitsprung. So wird sich mit manchen Themen nicht in einer notwendigen Gänze und Tiefe beschäftigt (zu nennen wären hier z.B. The Troubles). Das ist etwas schade, fällt aber nicht allzu negativ ins Gewicht. Staffel 4 ist fast durchgehend Familiendrama, da die Familienprobleme gefühlt zum ersten Mal Überhand über das Staatsgeschehen erlangen. Das störte mich, als jemand, der mehr an den historischen Verflechtungen interessiert ist, als an den allzu bekannten privaten Geschichten rund um Charles, Camilla und Diana, ein wenig. Diese Themen fühlten sich weniger frisch und interessant an, weil ich und alle Welt schon recht viel vom breitgetretenen Liebes-Dreieck wissen. 

Staffel 5 bedeutet den nächsten Bruch innerhalb der Serie, denn sie tauscht erneut den kompletten Cast aus und trifft dabei mal bessere und mal schlechtere Entscheidungen. Ich finde die Queen (Imelda Staunton) nun am schwächsten (ihre beiden Vorgängerinnen waren aber auch überragend), Charles ist zwar durch Dominic West mit einem sehr guten Darsteller besetzt, aber ich sehe in ihm leider wirklich den realen Charles. Philip und vor allem Diana (Elizabeth Debicki) sind wie die Nebenfiguren allerdings wieder überzeugend.

Inhaltlich steht in dieser Staffel noch mehr das Familieninnenleben im Mittelpunkt, nur eine kurze Exkursion nach Russland und Tony Blair am Ende haben noch etwas Staatstragendes und geben mehr Einblicke in die damalige Zeit. Doch ansonsten ist die Monarchie mit sich selbst, ihrem eigenen Erhalt und natürlich vor allem den Spannungen von Charles und Diana beschäftigt. Insgesamt die wohl schwächste und langsamste Staffel, da sie auch nicht mit dem erwarteten Knall endet, etwas zu kurz greift und nur den Teppich für die letzte Staffel ausrollt.

Staffel 6 schließt nahtlos an die Probleme der vorherigen Staffel an. Es ist nun fast nur noch ein Familiendrama und zu Beginn der Staffel passiert auch nur sehr wenig. Der Liaison um Diana und Dodi wird viel Zeit eingeräumt, Elizabeth Debicki als Diana ist auch wirklich überragend, aber das allein reicht nicht. Ich hätte mir mehr Mut gewünscht, bestimmte Szenen zu zeigen und nicht immer abzublenden, wenn es spannend wird. Nach dem allzu bekannten Ereignis, gibt es einen Wechsel hin zu William, der leider nicht sonderlich spannend ist. Gerade Folge 7 ist mir negativ aufgestoßen, den versuchten und scheiternden Ausflug ins Romantic Comedy Segment hätte ich wirklich nicht gebraucht, er ist auch nicht gut umgesetzt. Generell versucht man ab und an das Genre zu wechseln, fügt dem gewählten Genre aber nichts Neues hinzu und lässt seine Charaktere sehr eindimensional wirken, was vor allem bei Harry blöd wirkt. Alles, was ich zuvor an „The Crown“ liebte, wie Staatstragendes, Politik, Weltgeschichte, wird nur noch in der 6. Folge thematisiert, der Rest ist Familiendrama. Und das kann sowas wie „Succession” spannender und besser. Die letzte Folge endet zumindest versöhnlich mit zwei Gaststars und einer gewissen Emotionalität

Letztlich sind die beiden letzten Staffeln solide und sicher nicht schlecht, aber für mich schon deutlich schwächer als die vorherigen. Meine persönlichen Favoriten bleiben die ersten 3 Staffeln, da sich diese noch mehr mit geschichtlich relevanten Themen befassten und weniger das beliebigere Familiendrama in den Vordergrund stellen, wovon wir alle schon vorher viel wussten.

84/100
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