Die deutsche RTL-Vorzeige-Serie, die auch international etwas Erfolg hatte. Aufgrund der unterschiedlichen Namen wird die Serie teilweise als 3 verschiedene Miniserien behandelt, was aber Unfug ist, denn alle 3 Staffeln sind eine Haupthandlung. Im Zentrum steht ein DDR-Spion, der in die BRD eingeschleust wird im Jahr 1983.
Die „Deutschland”-Reihe bietet einen anderen Blick auf das Spannungsverhältnis der beiden deutschen Staaten in den 80ern, den ich durchaus begrüßt habe. Feldwebel der Grenztruppen Martin Rauch (Jonas Nay), wird von der Stasi damit beauftragt, sich in Westdeutschland in die Bundeswehr als Spion einzuschleusen und NATO-Pläne auszuspionieren. Die DDR erwartet bei den stattfindenden NATO-Manöver Proben für Angriffe auf die DDR. Unter dem Druck seiner Tante Lenora Rauch (Maria Schrader, heutzutage angesehene Regisseurin) und weil er seiner kranken Mutter helfen will, lässt Martin dafür auch seine schwangere Ehefrau im Osten zurück. Im Westen steigt er aufgrund seiner Arbeitsmoral auf und gelangt schnell in Kreise, wo sich ein Ausspionieren lohnt.
Das ungewöhnliche Setting ist der Star dieser Serie, das Einschleusen eines Spions von Grund auf ist nicht allzu häufig Thema und schon gar nicht im deutsch-deutschen Konflikt. Ansonsten wird natürlich stets mit den unterschiedlichen Einstellungen und dem voneinander abweichenden Moral- und Wertekompass der beiden deutschen Staaten gespielt, genauso wie mit der Versorgungssituation, dem Individuum und Co. Schauspielerisch ist die Serie überwiegend gut besetzt, wenn auch die Leistungen sich nicht immer auf einem Topniveau befinden. Auch das Drehbuch hat leichte Schwächen, aber auch seine sehr guten Momente. Ansonsten wird natürlich die Hauptspannung dadurch generiert, ob Martin auffliegt oder nicht.
Nachfolger Deutschland 86 setzt drei Jahre später wieder ein und nimmt sich (ohne Grund) in der ersten Hälfte viel Charme, dadurch, dass das Setting in die Konfliktfelder Afrikas verlegt wird. Erst später in der Staffel findet die Serie zu alter Stärke zurück. Allgemein werden allerdings zu viele Handlungsstränge halbherzig angepackt, statt sich auf einen roten Faden zu konzentrieren. Darüber hinaus verliert sich das Drehbuch zum Teil in krassen Klischeefiguren und der alte Kommissar, bzw. hier „Agent Zufall” spielt zu häufig die erste Geige beim Verlauf der Handlung. Die zweite Staffel ist deutlich schwächer als Staffel 1 und wird einige abgeschreckt haben. Was schade ist, denn Staffel 3 findet allein durch die Verortung im Jahr 1989 historisch wieder gut zurück.
Der letzte Teil, Deutschland 89, setzt direkt kurz vor dem 9. November, dem „Mauerfall“ ein. Vor allem die ersten Folgen haben dabei durchaus wieder die Stärke der ersten Staffel. Alles historische der ersten Folge und auch der Aufbau des geplanten Anschlags (wobei die Drogenszenen mal wieder überaus schrecklich klischeehaft sind) lassen den alten Thrill der 1. Staffel erneut aufleben. Ab der Mitte der Staffel weiß man dann aber scheinbar so gar nicht wohin, verfängt sich in Rumänien und irgendwelchen italienischen Finkas (warum?) um dann zu einem schwachen Finale zu kommen.
Gerade das Ende mit seinen zahlreichen Twists, die zum Teil komplett vorhersehbar sind und zum Teil überhaupt nicht, weil sie keinen Sinn ergeben (im Abschluss alles mit der CIA), sind mir wahrlich aufs Gemüt geschlagen. Das muss ich noch loswerden: Die Bananigkeit der neu geschaffenen Love Story könnte den Gesamtverbrauch Deutschlands für ein Jahr aufwiegen. In der Serie zweifelt sogar der Hauptcharakter an der Sinnhaftigkeit, die Antwort ist aber „DENK NICHT NACH, DAS IST WAHRE LIEBE.“ Oh je… Insofern hatte ich mir nach dem guten Anfang echt wieder mehr erwartet, bin aber letztlich etwas enttäuscht gewesen. Schade, dass das hohe Niveau von Staffel 1 nie wieder erreicht wurde, sonst hätte die Deutschland-Reihe das Zeug zum modernen deutschen Serien-Klassiker gehabt.



