The Americans – Zwischen Agentengeschichte und Familiensoap. Review ganze Serie (Staffeln 1-6)

Die mit insgesamt 6 Staffeln und 75 Episoden ausgestattete Serie, bekommt häufiger den Titel einer „Must see”-Serie verliehen. Doch lohnt sich der Zeitaufwand? Die Ausgangssituation ist interessant: Russische Spione werden in die USA eingeschleust und sollen dort über Jahrzehnte ein normales Vorstadt-Familienleben führen und gleichzeitig für Russland Agententätigkeiten vollziehen.

Die Agenten-Thriller-Serie folgt den beiden KGB-Agenten in den 1980er Jahren, die beiden Kinder sind bereits im Teenageralter. Die Fassade der russischen Spione, die in den USA eine ganz normale amerikanische Familie verkörpern, ist nach jahrelanger Vorarbeit geglückt. Zumindest bis im Haus gegenüber ein FBI-Agent der Spionageabwehr einzieht und dieser langsam beginnt Verdacht zu schöpfen, sich gleichzeitig aber auch mit den neuen Nachbarn anfreunden möchte. Im Zentrum stehen die Familie und die ständige Gefahr enttarnt zu werden durch den feindlichen Fachmann im Nebenhaus. Diese Versatzstücke nehmen dabei einen deutlich größeren Raum ein als das eigentliche Spionieren, die eigentliche Agententätigkeit der beiden. Durch die überdeutliche Familien-Thematik beinhaltet die Serie auch zahlreiche Soap-Elemente, die man gerade im Bereich der Tochter mit Coming-of-Age Elementen verbinden, aber auch eine neue Komponente hineinbringen. Denn schon bald ahnt auch die Tochter, dass ihre Eltern nicht ehrlich sind und fragt sich, ob nicht mindestens einer der beiden vielleicht eine Affäre haben könnte.

Da ich die ersten 5 Staffeln in einem Rutsch geschaut habe, werde ich diese nicht inhaltlich zusammenfassen, sondern nur einmal grob. Die 6. und letzte Staffel habe ich später geschaut und somit etwas genauer besprochen.

Die Serie läuft etwas langsam an und tritt etwas zu sehr auf der Stelle, so dass der Status Quo zu Beginn lange erhalten bleibt und man sich etwas zu sehr auf der starken Ausgangslage ausruht. Das verbessert sich allerdings konstant von Staffel zu Staffel, das Tempo zieht langsam aber sicher an. Allerdings sind einige Folgen auch eher langweilige Filler-Folgen. Doch immer wieder bieten die Staffeln auch ein paar Ausreißer nach oben, vor allem, wenn der Fokus mehr auf die tatsächliche Agenten-Tätigkeit der beiden gelegt wird. Denn was spionieren sie eigentlich aus? Was planen sie eigentlich? Warum müssen sie immer wieder Morde begehen? Staffel 5 fühlt sich fast wie eine komplette Filler-Staffel an, hat sich doch am Ende kaum etwas verändert. Dennoch hat die Staffel ein paar Highlights. Nach dem Cliffhanger von Staffel 4 fiel die Staffel aber seltsam ereignislos aus. Aber vermutlich wurde vor allem die letzte Staffel vorbereitet.

Staffel 6, die letzte Staffel, hat dann endlich wieder besseres Pacing. Der große Höhepunkt ist der Atomgipfel zwischen den USA und der UdSSR vor dem Hintergrund der politischen Erneuerung durch Gorbatschow. Es werden Loyalitäten abgefragt, eine Menge Leute ermordet und die letzten 3-4 Folgen bilden dann endlich das ab, worauf man eigentlich seit Staffel 1 wartet, da es endlich zum Showdown kommt. Insgesamt bietet die letzte Staffel einen würdigen Abschluss, der auch ein bisschen schmerzt. Wie logisch die Charakterhandlungen nach dieser ganzen Zeit sind, ist eine andere Frage, ich fand es aber bis auf eine Person gut und nachvollziehbar.

Insgesamt ist „The Americans” eine Serie, die auch gerne nur 3-4 Staffeln hätte dauern können. Ein schnelleres Pacing hätte die Serie für mich in höhere Höhen katapultiert. Bei einer anderen Herangehensweise als der klassischen „Kriegen wir noch eine Staffel?” hätte man sich einige Plotpoints sparen können, auf die nie wieder Bezug genommen wurde. Zudem verändert sich der Status Quo zu selten innerhalb der Staffeln. Die letzten Folgen der Serie stimmen aber sehr versöhnlich, man bemerkt, dass das Ende durchdacht ist und mutmaßlich schon frühzeitig feststand, man nur nicht wusste, wie viele Staffeln man bis dahin bekommen würde. Ob sich der Zeitaufwand mit vielen Filler-Episoden heutzutage noch lohnt? Schwer zu sagen, weniger als bei „The Sopranos” oder „The Wire”, aber die Serie hat dennoch einige Highlights zu bieten.

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