Too old to die young – Refns quälend langatmige Serie mit starken Highlights. Review Miniserie

„Too old to die young“ ist aufgrund seines geringen Tempos im absoluten Special Interest Bereich einzuordnen, allerdings auch ganz klar im Cop/Kartell/Selbstjustiz Bereich. Die Serie stammt aus der Feder von Nicolas Winding Refn, der sich unter anderem für einen meiner Lieblingsfilme „Drive„, die Pusher-Trilogie oder auch „The Neon Demon“ verantwortlich zeigt. Wer mit seiner Arbeit vertraut ist, weiß in etwa was ihn erwartet: Neon-Optik, betonte Langsamkeit, horrende Gewaltspitzen.

In dieser Miniserie wird das Ganze auf die Spitze getrieben, gerade die Langatmigkeit sticht sich als Hauptfeature hervor. Die 10 Folgen (meist zwischen 1h und 1.30h, nur die letzte pendelt sich bei 30 Minuten ein) erzählen die Geschichte des Cops Martin (Miles Teller) und von Jesus, dessen Mutter Leiterin eines amerikanischen Ablegers eines mexikanischen Kartells war. Das Pacing der Handlung an sich ist sogar gar nicht mal schlecht, pro Folge passieren genügend Dinge. Problematisch ist nur, dass jede Sequenz einfach unglaublich unnatürlich lang wirkt. Das macht sich besonders in den Dialogen bemerkbar. Was sonst in 30 Sekunden erzählt wird, dauert hier 3 Minuten. Das Feature des schnelleren Abspielens käme hier sehr gelegen. Die erste Folge funktioniert gerade in den ersten 20 Minuten somit als hervorragender Stimmungstest, ob man mit dieser Machart grundsätzlich klarkommt oder nicht. Wer dran bleibt, wird nämlich mit herausragenden Bildern belohnt, die starken Arthouse-Kino Charme haben. Die Hauptdarsteller spielen meist sehr zurückhaltend, im Kontrast dazu haben einige Nebendarsteller seltsame Ticks und overacten ihre überzeichneten Charaktere.

Lohnt sich der Spaß denn? Für mich als Drive-Fanboy anteilig schon. Die ganze Handlung um Martin in einem Spannungsfeld zwischen dem Cop-Dasein und Selbstjustiz ist stark erzählt, die Handlung rund um seine minderjährige Freundin bringt einen unnötigen, zusätzlichen Grundton hinein. Gerade die Folgen in der Mitte (3-8 etwa) sind sehr lohnenswert mit der Kracherfolge 5. Der Beginn und das Ende der Miniserie sind allerdings weniger interessant, weil sie sich eher auf das Kartell fokussieren, bei dem altbekannte Dinge gezeigt werden. Darüber hinaus wird dies dann allerdings verbunden mit etwas mystischen Hokus-Pokus, Folter und einer gehörigen Prise ödipaler Komplexe, was in einem wirr-seltsamen Kommentarende in Folge 10 endet. 

Sehr special interest und sehr wechselhaft, fällt es schwer die Serie ordentlich zu bewerten. Ungewöhnlich ist, dass die Mitte einer Serie die stärksten Momente hervorbringt. Die Atmosphäre passt, wenn man sich darauf einlassen kann. Aber ich verstehe auch jeden, der nach 20 Minuten keine Lust mehr hat.

73/100
Total Score
Nach oben scrollen