„4 Blocks“ ist der deutsche Versuch endlich auch eine gelungene Gangster-Serie abzuliefern. Zunächst mit Erfolg! Die Ausgangssituation mit einem Undercover Cop, der in das Gang Milieu Berlins eingeschleust wird, verspricht viel und kann davon einiges einhalten.
Der Fokus der Haupthandlung liegt auf der Präsentation der Hierarchie und Organisationsstruktur des Clans, der von libanesischen Hintermännern profitiert, die sie mit Drogen für Berlin versorgen. Darüber hinaus sind aber auch die zahlreichen (familiären) Konstellationen untereinander sowie das Privatleben der Charaktere relevant. Kida Khodr Ramadan ist als Kopf der Gruppe der schauspielerisch herausragende Hauptdarsteller, aber es gibt mehrere wichtige Personen auf verschiedenen Stufen der Organisation, in deren Leben und Probleme der Zuseher eintauchen darf. Letztlich ist allerdings das Setting der Star der Serie, wobei auch der Großteil der anderen Darsteller überzeugt, gerade Frederick Lau. Das gezeichnete Portrait dieser Untergrundorganisation ist sehr gelungen und wirkt authentisch, meistens kann man auch die Charakterentscheidungen nachvollziehen. Das Drehbuch ist in seiner Logik leider nicht immer ganz sattelfest, aber dennoch ergeben sich einige harte, konsequente und emotionale Szenen.
Staffel 2 ist schwächer als die erste, da ihr ein integraler Bestandteil der 1. Staffel 1. Man merkt der Serie an, dass sie grundsätzlich nicht zwingend für mehr als eine Staffel konzipiert war, der Erfolg aber dazu verleitete, mehr Staffeln zu produzieren. Der inhaltliche Fokus liegt auf den Expansionsplänen der Familie, dabei treten Unsympathen aus Immobilienbranche auf den Plan (legale Kriminelle, wie die Clanleute vielleicht sagen würden). Die Antagonisten sind in dieser Staffel etwas halbgar, allgemein die Staffel zunächst etwas ziellos und nicht mehr so stimmig wie der Vorgänger. Dennoch werden gerade im hinteren Teil die guten Momente wieder zahlreicher, das Ende selbst ist gut gelungen.
Staffel 3 ist der Abschluss der Serie und für mich leider eher enttäuschend. Der Großteil der 1. Folge hätte noch in die vergangene Staffel gehört oder deutlich ausführlicher erzählt werden müssen. Man baut zum Ende von Staffel 2 einen großen Plotpunkt auf, um den nach 30 Minuten in der 3. Staffel wieder komplett abgehakt zu haben, um dann „1 Jahr später“ auf den Bildschirm zu schreiben und wieder einen komplett neuen Handlungsstrang zu eröffnen. Das wirkt nicht so, als hätten die Macher bei Staffel 2 schon einen langfristigen Plan für die Serie gehabt. Innerhalb der Staffel gehen neben dem Hauptplot so sehr die interessanten Geschichten aus, dass man schon verbannte Figuren wieder aufnimmt und/oder alte Geschichten nochmal aufwärmt. Diese Dialoge um diese Figuren wirken so hölzern und kotzen so viel Kitsch, dass ich hoffe, dass sie improvisiert waren, diese Texte niemand niedergeschrieben hat. Leider führt all das zu so ziemlich nichts. Die Hauptstory ist weiterhin interessant in Staffel 3, nur wirkt sie gehetzt und stattdessen gibt es mehr Zeit für unwichtige Nebenfiguren und deren SUPER CRAZY-CRINGE deutsche Freunde. Ich bin durchaus ein bisschen sauer. Der Kern beinhaltet immer noch gute Szenen, der Fokus der dritten Staffel liegt aber seltsam, wodurch der Kern verwässert wird.
Die 3. Staffel würde ich nicht mehr empfehlen, die hohe Bewertung resultiert am Ende aus der starken 1. Staffel, der ich sogar eine 85% gegeben habe. In der Retrospektive hätte man es vielleicht auch bei der 1. Staffel belassen können.



