„Emanuela Orlandi: Verschwunden aus dem Vatikan“ ist eine am Ende frustrierende und durchaus schockierende True-Crime-Serie, die sich auch mit dem Papstattentat 1981, sowie den Machtstrukturen im Vatikan beschäftigt.
Denn es geht um einen schier unglaublichen Fall von 1983: Damals wurde die 15-jährige Emanuela Orlandi, vatikanische Staatsbürgerin und Tochter eines Hofdieners von Papst Johannes Paul II., entführt. Daraufhin gab es einige Anrufe von mutmaßlichen Entführern bei der Familie selbst, zahlreiche neue Zeugen, die alle etwas gesehen haben wollten und eine Polizei, die ähnlich zum Vatikan, wenig hilfreich war.
In dieser Serie wird einigen der Spuren nachgegangen. Für die Dokuserie saßen viele damals Beteiligte in Interviewsituationen vor der Kamera. Die Überlebenden der Familie(n), damalige Polizisten, Anwälte, Journalisten zur Einordnung, aber eben auch (vermeintliche) Entführer und Zeugen, die wirklich etwas sahen. Man darf sich fragen, warum dem vermeintlichen „Americano“ so viel Zeit eingeräumt wird, wenn er doch bereits als Trittbrettfahrer überführt wurde, aber dennoch gehört dies mit zur Geschichte. Vor allem, weil dies die Medien ausschlachteten und sogar für ein Interview zwischen Familie und Entführer sorgten: Komplett absurd! Ähnlich absurd sind die Kommentare so einiger Päpste der Familie gegenüber…
„Vatican Girl“ ist zweckmäßig produziert. Viele Interviewsituationen, häufig Archivmaterial, manchmal unterlegt mit „emotionaler“ Musik. Einige nachgestellte Szenen, die die gerade erzählte „Wahrheit“ immer wieder neu zeigen und dann auch zurückspulen, um wieder auf der Radioansage des Entführungstages zu landen. Nichts Besonderes, aber durchweg solide.
Der Serie, die wohl viel bereits Bekanntes (wenn man den Fall kennt) zusammenfasst, gelingt am Ende durch eine neue, anonyme, aber recht vertrauenswürdige Zeugin doch noch ein interessanter Eigenanteil. Denn diese führt eine weitere (die vielleicht sinnvollste) Theorie aus, Stichwort Die Kirche, ihre Verbrechen und deren Vertuschungen. Etwas frustrierend ist allerdings, dass die Zuschauerschaft am Ende erneut lediglich mit einer Theorie entlassen wird und es keine wirkliche Gewissheit gibt.



