Under The Bridge – True Crime-Drama in Kanada. Review Miniserie

Die True Crime-Drama Miniserie „Under the Bridge” schildert sowohl den Mord an einer 14-jährigen Kanadierin indischer Abstammung als auch die anschließende Gerichtsverhandlung und sogar den Schreibprozess des Buches, auf dessen Grundlage die Serie entstanden ist. Ungewöhnlich ist, dass die Autorin der Buchvorlage, Rebecca Godfrey, auch selbst als Figur in der Serie auftaucht, da sie eng in den Mordfall involviert war. Sie nähert sich vor allem der Täterseite, wodurch die Serie eher die Psyche der Täter ergründen will und kein klassischer Krimi zum Mitraten ist.

„Under the Bridge” erzählt in 8 Episoden vom Mord an Reena Virk, die in ihrem sozialen Umfeld massiv gemobbt wurde, immer nur dazugehören wollte und letztlich im kanadischen Victoria gewaltsam attackiert wurde. Rebecca Godfrey (Riley Keough) lebt eigentlich in New York, kommt allerdings für die Recherche an einem neuen Buch zurück in ihre Heimatstadt. Dort taucht sie nicht nur seltsam ins Leben der Jugendlichen ein, die in einem Heim leben, sondern muss sich auch ihrer tragischen Vergangenheit stellen. Unter anderem gibt sie sich die Schuld am Tod ihres Bruders und auch die Freundschaft (oder mehr) zu Cam Betland (Lily Gladstone) ist dadurch arg belastet. Cam ist nun Polizeibeamte, die sich dem Verschwinden der jungen Reena gemeinsam mit einer Reihe von älteren Polizeibeamten widmet.

Die Folgen sind immer auf Reveals und kleinere Twists am Episodenende konzipiert. So wird anfangs Spannung aufgebaut, ob es sich überhaupt um einen Mordfall handelt: Weil Reena doch auf Videoaufnahmen zu sehen ist, die nach dem zunächst angenommenen Todeszeitpunkt aufgezeichnet wurden. Schnell wird dem Publikum bereits in Folge 3 die erste Täterin präsentiert. Das ist ungewöhnlich, weil ich erwartet hatte, dass bis zur letzten Folge die Schuldfrage unklar bleibt. Stattdessen wird sie schnell beantwortet und der Fokus wechselt auf die Täter und die (privaten) Probleme der Autorin und der Polizeibeamtin. Der Versuch, die Opferperspektive etwas mehr einzunehmen, wird in einer Rückblickfolge 4 unternommen. Diese Episode zeigt die Familiengeschichte der Virks, fällt aber seltsam aus der Reihe. Nach einem interessanten Beginn und etwas langsamer Mitte, bilden die letzten beiden Folgen einen gelungenen Abschluss (vor allem mit den finalen Texttafeln).

Generell ist es merkwürdig, dass die Autorin so präsent Teil der Geschichte ist und ihre Monologe/Gedanken/Romantexte hätte ich als Voice-Over auch nicht gebraucht. Einige Charaktere sind nicht so ganz nachvollziehbar, der große Fokus auf die Täter wird den ein oder anderen abstoßen. Für mich wirkte das Setting rund um Jugendliche, die Rap hören, von Mafiaboss John Gotti fasziniert sind und sich in komischen Gangstrukturen organisieren, etwas seltsam. Die Serie hätte noch tiefer in diese Jugendstrukturen eintauchen müssen, damit ich sie wirklich verstehen und greifen kann. Generell hätte ich mir an einigen Stellen einen anderen Fokus gewünscht. Dennoch ist der Kriminalfall schockierend und gut präsentiert.

„Under the Bridge” ist eine solide True Crime Krimiserie, die sich nicht auf das Finden des Täters beschränkt, sondern ein breiteres Bild abbilden möchte. Somit bleiben einige spannende Aspekte zugunsten von weniger interessanten auf der Strecke. Dennoch funktioniert die Drama-Krimi-Mystery-Miniserie in ihrem Kernthema und schafft etwas mehr Aufmerksamkeit für Mobbing.

75/100
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