„Call my Agent Berlin” ist die Adaption der gleichnamigen französischen Serie, die bereits 2015 erstmals erschien und mittlerweile 4 Staffeln umfasst. Das (einzigartige) Konzept der Dramaserie mit deutlichen komödiantischen und satirischen Versatzstücken ist, dass sie das Innenleben einer Schauspielagentur zeigt und zahlreiche bekannte Filmstars sich (überhöht) selbst spielen. Zu einer fiktiven Geschichte rund um einen internen Machtkampf, möglichen Familienzuwachs und das Geflecht Arbeit&Liebe kommen einzelne kleinere Handlungsstränge rund um die bekannten Darsteller (bspw. Freddy Lau, Moritz Bleibtreu, Heike Makatsch, Iris Berben, Jürgen Vogel, etc.).
Sofort zu Beginn fragte ich mich, ob die erste große Erkenntnis dieser Adaption bereits ein erster parodistischer Kommentar auf die deutsche Filmlandschaft ist, denn die deutsche Adaption verwendet fantasielos auch die exakt gleichen Haupthandlungsstränge innerhalb der Agentur. Es geht um einen ausbrechenden Machtkampf, nachdem der Gründer stirbt, um eine junge neue Mitarbeiterin, die eigentlich aus familiären Gründen in die Agentur kommt, um eine Steuerprüfung & Affäre und um eine aufstrebende Schauspielerin an der Rezeption – genau wie im Original. Vom Original sah ich vor einigen Jahren die erste Staffel, fand es auch recht gelungen, aber final für mich etwas witzlos. Denn abgesehen von den absoluten Granden des französischen Kinos kenne ich wenige Darsteller, so dass die sich selbst spielenden Darsteller für mich damals – aufgrund meiner Unkenntnis – nicht funktionierten. Dasselbe gilt für die deutsche Variante: Wenn man mit deutschem Kino und deutschen Darstellern nichts anfangen kann, kaum einen von den oben genannten (oder Johannes B. Kerner, Christian Ulmen, etc.) kennt, dann gibt einem „Call my Agent Berlin” auch nicht viel. Denn dass die echten Schauspieler sich überhöht und absurd selbst spielen, ist das Salz in der Suppe dieses Konzepts, das durchaus aufgeht, wenn man alle kennt.
Darüber hinaus sind die Handlungsstränge zweckmäßig und einigermaßen gut ausgeführt, aber auch nicht weltbewegend. Die Produktion ist solide, nicht alle Darsteller sind auf einem großartigen Niveau (auch schon wieder satirisch?), der Humor funktioniert mal besser und mal schlechter. Die Geschichten rund um die echten Schauspieler sind meist überhöht beknackt, so driftet Kostja Ullmann völlig in den Wahnsinn ab, die Storyline von Freddy Lau und Emilia Schüle wird zu einem Märchen, Bleibtreus Auftakt-Geschichte ist noch eine der bodenständigsten. Doch gerade aus der Absurdität zieht die Serie ihre Unterhaltung, zudem sorgen einige gelungene Filmzitate, Referenzen und Beobachtungen in der deutschen Filmbranche für eine gute Atmosphäre und ein glaubwürdiges Setting – dabei helfen auch ein paar Gastauftritte.
Insgesamt ist „Call my Agent Berlin” eine leichte, lockere und manchmal witzige Serie, in der sich die deutsche Filmbranche etwas selbst feiert/selbst geißelt und die Agenten in den Mittelpunkt rückt. Ich hätte mir mehr Mut zu eigenen Wegen gewünscht und empfinde einige Kurzgeschichten um die Darsteller besser als andere, aber im Großen und Ganzen funktioniert die Serie und ist unterhaltsam. Dennoch ist sie kein großer Wurf geworden und nur zu empfehlen, wenn man mit den genannten Darstellern auch etwas anfangen kann. Man wird sehen, ob die Serie noch weitergehen wird, die letzte Szene illustriert zumindest deutlich, dass die Macher gerne würden.



