Unorthodox – Eine junge Frau bricht aus der strengen Religionsgemeinschaft aus. Review Miniserie

„Unorthodox” ist eine vierteilige Drama-Miniserie über eine junge Frau, die aus ihrer streng orthodox-jüdischen Gemeinde in Williamsburg, New York, nach Berlin flieht. Die Serie erhielt 2020 einige Emmy-Nominierungen und Regisseurin Maria Schrader gewann die beste Regie in einer Miniserie, was ihr die Türen nach Hollywood öffnete, wodurch sie 2022 im „#metoo”-Film „She said” Regie führte. „Unorthodox” erzählt eine feministische Ermächtigungsgeschichte und stellt die Selbstfindung ihrer Hauptfigur in den Mittelpunkt.

Bei der Serie handelt es sich um eine deutsche Netflix-Produktion, in der allerdings überwiegend jiddisch und englisch gesprochen wird, somit ist „Unorthodox” eher eine Serie, die man liest und manchmal Sätze versteht oder man schmunzelt, weil viele jiddische Begriffe dem Deutschen ähneln. Die Geschichte fokussiert sich auf die 19-jährige Esther (Shira Haas, sehr gut) für die zu Beginn eine Hochzeit in ihrer streng gläubigen Satmarer Chassiden-Gemeinschaft arrangiert wird, sie muss „Yanky” (Amit Rahav) heiraten. Doch die Ehe verläuft schnell in negative Bahnen, da von „Esty” sofort ein Kind verlangt wird, sie jedoch Schmerzen beim Sex hat. Yanky möchte sofort die Scheidung, doch bevor diese Abläufe in Gang gesetzt werden können, sucht die junge Frau ihre Befreiung und flieht nach Berlin, wo ihre Mutter nach dem Austritt aus der strengen Glaubensgemeinschaft lebt. Die Serie verfolgt parallel zwei Handlungsstränge. Einmal von der Zeit unmittelbar vor ihrer Hochzeit über die Hochzeit selbst bis hin zu ihrer Ehe und dem Entschluss zur Flucht, und einmal über ihre Zeit in Berlin. Außerdem gibt es eine weitere Handlung über ihren Ehemann Yanky und „Moishe“ (Jeff Wilbusch), die sie wieder nach New York zurückholen wollen. 

Das Setting ist der Star und der wahre Grund, warum man die Serie schauen sollte. Sie vermittelt Einblicke in eine Glaubensgemeinschaft, die man zumindest in diesem Maße nicht kennt. Auch wenn es letztlich natürlich um die „klassische Rolle der Frau“ – in Wahrheit ihrer Unterdrückung – geht, fühlt sich alles recht authentisch und frisch an. Natürlich beklagten in der Folge einige Glaubensvertreter die schlechte Charakterisierung von Religion und speziell dem Judentum, allerdings basiert die Serie auf einem autobiografischen Roman von Deborah Feldman, was eine gewisse Glaubwürdigkeit untermauert. Estys Leben in Berlin ist hingegen erfunden, reiht einige Berlin-Klischees aneinander und stellt das Hipster-Berlin ziemlich positiv, klassisch und befreiend dar. Dennoch ist der Culture Clash mit neuen Freunden und ihrer Selbstfindung als selbstbestimmte Frau gelungen. Die Dramenstruktur ist ziemlich klassisch mit Höhepunkten, retardierenden Momenten und Tiefpunkten, die ohne das ungewöhnliche Setting etwas langweilig erscheinen könnten. Doch so ist das Pacing in nur 4 Episoden durchweg in Ordnung, die Inszenierung ist gelungen, die Darsteller sind gut und wirken authentisch. Ein Dialog über den Wannsee und wie die Deutschen damit historisch umgehen, hat mich umgehauen und auch sonst funktioniert das Drehbuch.

Insgesamt ist „Unorthodox” eine schöne Serie, die aufgrund ihrer Prämisse interessant ist, ungewöhnliche, spannende Einblicke liefert und das Drama daraufhin mit guten Darstellern solide herunterspielt. Keine überragende Serie, aber eine kurze Miniserie, ohne große Makel, die man sich gut ansehen kann.

80/100
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