Nicht eine mehr – Das spanische #metoo in der Schule. Review Miniserie

Die spanische Drama Miniserie „Ni una más“ (sowas wie das spanische #metoo) handelt von Alma (Nicole Wallace) und ihren anderen 17-jährigen Freundinnen im Umfeld einer Schule. Aufhänger der Serie und Klammer für die erste und letzte Folge ist, dass Alma eines Tages ein großes Plakat an den Toren der Schule aufhängt, das sinngemäß darauf hinweist, dass sich innerhalb der Schule ein Vergewaltiger aufhält. Die 8-teilige Miniserie basiert auf einem gleichnamigen Roman von 2021 und war tagelang nach ihrer Veröffentlichung auf Platz 1 der deutschen Netflix-Charts, deswegen weckte sie mein Interesse.

Thematisch muss man eine Triggerwarnung im Bereich Vergewaltigung und Suizidversuche aussprechen. Die Miniserie taucht ein in die Lebensrealität von Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Behandelt werden unangenehme, aufdringliche Jungs/Männer mit dem Hang zu Sexualstraftaten, geschickte „dick pics“, sexistische Aussagen und Handlungen von Jugendlichen und Erwachsenen, „traditionelle“ Ansichten im Gegensatz zum modernen Feminismus, social media als wirkungsvolles Tool zur Meinungsäußerung oder als Mobbing-Instrument, Freundschaften, die erste große Liebe und Familienstreitigkeiten, allerdings aus weiblicher Perspektive von Jugendlichen. Seltsamerweise wird auch noch ein wenig Drogenhandel und Konsum in die Melange geworfen, die eine gute, moderne Serie ausmachen soll. 

Interessanterweise weiß man durch den Beginn natürlich, wie es endet und bekommt in einer überraschend twistreich gestalteten Story den Weg dahin erzählt. Dabei werden immer wieder „falsche” Fährten gelegt, weil es zahlreiche Typen gibt, die sich falsch verhalten. Man glaubt bereits am Ende von Folge 1 oder spätestens Folge 2 zu wissen, um welchen Vergewaltiger es sich handelt, aber es kommt letztlich doch anders als man zu Beginn vermutet. Die Geschichte verläuft demnach spannender als erwartet. Dass nicht alles logisch ist, der Zufall schon häufig eingreift und einige Charaktere dämlich handeln, hat mich etwas gestört. Dass andere Figuren noch ihre Wiedergutmachungs-Geschichte bekommen, obwohl sie für mich zu große Fehler begangen haben (Vater, eine Freundin), stört mich allerdings noch deutlich mehr. Das Ende ist etwas zu gehetzt und natürlich vollkommen pathetisch, aber es funktioniert.

„Nicht eine mehr” ist eine gelungene Mischung aus typischen Teenager Themen und den ganz schweren Themen von Vergewaltigung, toxischen Beziehungen und Suizidgedanken. Die Miniserie erinnert teilweise an „13 Reasons Why“ oder auch „Grand Army„. Leider hat die Serie auch ihre Mängel und setzt gerade in der Mitte teilweise den falschen Fokus, der die Handlung etwas langatmig werden lässt. Die moderne, schnelle Inszenierung mit Popsongs und „passender“ Musik wirkt dem allerdings entgegen. Die Darstellerinnen sind überwiegend überzeugend. Somit ist die Serie trotz ihrer Probleme durchaus noch sehenswert.

75/100
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