„Grand Army” ist eine Highschool-Serie, die sie sich auf die Fahne schreibt, möglichst authentisch zu sein und die vielen aktuellen und sichtbaren Probleme der USA schonungslos beleuchten möchte. Anhand von insgesamt fünf Hauptfiguren und einigen Nebencharakteren werden die Themen Rassismus, Feminismus, Homo- und Bisexualität, fehlende finanzielle Absicherung, Vergewaltigung, Drogen, Terrorismus und fehlende eigene Identität behandelt. Hinzu kommen die genre-üblichen Portionen Schulärger, Freundschaften, Liebe und Sex.
Inhaltlich lohnt es sich kaum weiter in die Tiefe zu gehen, der Schulalltag wird behandelt und dabei werden die genannten Themen nach und nach angesprochen oder miteinander verwoben. Ich finde die Serie in der Auswahl ihrer Thematiken sehr mutig, sie ist generell sehenswert, weil sie keine klassische klischeehafte High School Serie ist, in der die Schule nur Kulisse für eine Romantic Comedy ist. Die Bewertung fällt mir diesmal etwas schwieriger, sie ist ziemlich subjektiv, weil es darauf ankommt, wie gut man mit den Figuren „connecten” kann, wie sehr man sie versteht und ihre Handlungen nachvollziehen kann. Problematisch finde ich, dass viele Themenfelder kaum über das Rufen des Schlagworts herauskommen. Die Handlung geht leider nie in die Tiefe, sondern bleibt oberflächlich, was sich auch daran zeigt, dass nicht den interessantesten Charakteren der größte Raum gegeben wird. Die Serie krankt daran, dass sie zu viel auf einmal erzählen möchte und deswegen nichts wirklich komplett erzählt.
Für mich war es schwierig immer vollkommen involviert zu sein, weil ich viele Charaktere nur in Ansätzen sympathisch finde und die schauspielerischen Leistungen (viele zum ersten Mal vor der Kamera) weitgehend nur okay sind – wobei man das auch positiv als realistisch/authentisch hervorheben könnte. Am Ende hilft das Drehbuch bei der Glaubwürdigkeit von einigen Charakterentwicklungen leider auch nicht. Die unglaublich negative Darstellung von Freundschaft finde ich darüber hinaus seltsam. Die Produktion und Inszenierung der Serie ist ansonsten sehr gut, besonders herauszuheben sind die kreativen Comicsequenzen, die allerdings leider auf den miesesten Charakter verschwendet werden.
Zusammenfassend wird eine ganze Reihe von Problemen kurz erwähnt, möglicherweise auch kurz besprochen, aber Lösungen für irgendwas bietet niemand. Was wiederum realistisch wirkt. Vielleicht möchte die Serie eine Zeitstudie zur „Gen Z” sein. Eine ganze Generation klagt an, aber es ändert sich nichts. Eventuell ist „Grand Army” einfach eine gute Beobachtung der heranwachsenden Generation und deren Auseinandersetzungen mit Rassismus, Vergewaltigungen und dem jeweiligen System. Es gibt eine Tonne von Problemen, nichts geht in die Tiefe, alles bleibt oberflächlich, alles ist superemotional, Diskussionen funktionieren nur über Schlagworte und social media hat damit auch irgendwie zu tun. Ob das am Ende eine realistische und zutreffende Beobachtung der Generation ist, oder die Serie sich nicht alles etwas zu einfach macht und zu sehr verallgemeinert, kann ich letztlich nicht vollends beurteilen. Ich tendiere aber zu Zweiterem.
Was bleibt am Ende, außer ein viel zu langer Text von mir? Eine diverse und als Zeitportrait sehenswerte Serie – mit einem kitschig-unbefriedigende offenen Ende, das wirklich nichts ist. Für Fans von High School Serien und Generations-(Milieu-) Studien kann die Serie aber gut funktionieren.



