The Idol – The Weeknds verkanntes Meisterwerk oder für die Mülltonne? Review Miniserie

Endlich gibt es eine neue Serie auf dem Pile of Shame nach Klassikern wie „You are Wanted” und „Wir sind die Welle”. „The Idol” ist das Baby von „The Weeknd“ oder auch Abel Tesfaye, wie sein bürgerlicher Name lautet. Ja, der Musiker. Er schrieb mit an der sogenannten „Story“, also der Grundidee und spielt selbst die eigentliche 2. Hauptrolle oder 1. Nebenrolle, die in den Credits aber ganz vorn geführt wird – mutmaßlich, weil er seinen Kollegen das Rampenlicht einfach so sehr gönnt… Oder weil er die Schuld für dieses grausige Machwerk auf sich nehmen wollte?

Derjenige, der diese kruden Ideen ausformuliert hat und Drehbuch & Regie führt, ist Sam Levinson, bekannt von dem sehr guten „Euphoria”. Das Ergebnis dieses Unfugs, der sich als hochwertige HBO-Serie tarnt, ist ein Clusterfuck, der nicht mal als amüsantes Scheitern funktioniert, weil so viel des Erzählten einfach eklig und schwer anzusehen ist. Das liegt nicht nur am steten Fremdschämen und dem schauspielerischen Dilettantismus, sondern vor allem daran, wie mit Frauen umgegangen wird. Das kann man als Satire auf das sexistische Musikbusiness verstehen, man kann diese Darstellung von toxischen Beziehungen aber auch verurteilen – vor allem aufgrund des grauenvollen Endes fällt es mir schwer zu verstehen auf welcher Seite die Macher stehen. Doch worum geht es eigentlich?

Jocelyn (Lily-Rose Depp) ist ein amerikanischer Pop-Star, die nach einem Nervenzusammenbruch bei einer vorherigen Tour wieder relevant werden möchte. Natürlich per „Sex sells”, wie der Auftakt in Folge 1 gut beleuchtet. Hier gibt es auch eine Konfrontation mit einem „Intimacy coordinator“, jemand der sich um die Nacktheit und das Wohlfühlen zu diesem Thema am Set kümmert, die damit endet, dass der coordinator in der Toilette eingesperrt wird. Ich hoffe, dass in der Realität anders ablief und sich alle Darstellerinnen am Set einigermaßen wohlfühlten, die schiere Masse an Sexszenen und deren „kinky“ Ecken lässt mich das aber schwer glauben. Ich habe beim Ansehen schon Mitleid mit Lily-Rose Depp, die ständig dem Ekel des von Abel Tesfaye gespielten Charakter Tedros ausgesetzt ist. Dieser leitet eine Art Musikerkult, ist ein Charles Manson für Arme, über den eigentlich alle nur lachen können. 

Generell sind die Sexszenen und die Monologe von „The Weeknds”-Charakter nur peinlich und zum kompletten Fremdschämen geeignet. Ich hoffe niemand redet so und wenn dann sollte er sicherlich weder bei Frauen gut ankommen noch einen Kult leiten, der ihm folgt. Das ist nur widerlich. An dieser Stelle finde ich es fragwürdig, wenn „The Weeknd” selbst an der Story beteiligt ist, sich genau diese üblen Handlungsstränge gebaut hat und sein Charakter mindestens frauenverachtend bis missbräuchlich gegenüber Jocelyn und vielen weiteren Figuren ist. Es wirkt ein wenig, als hätte „The Weeknd“ seine Fantasien niedergeschrieben und würde sie auf dem Bildschirm ausleben. Mir fällt die Trennung von Künstler und Kunst in einer solchen Verbindung von Story-Schöpfer und Hauptfigur sehr schwer, gerade auch, weil die Serie ab Folge 2 komplett mit „The Weeknd” Songs vollgeschmissen wirkt. „The Idol” ist sein Baby und er kann leider weder Storys schreiben noch in irgendeiner Form schauspielern.

Die erste Folge finde ich tatsächlich noch gar nicht übel, dabei geht es darum, wie das Management von Jocelyn mit einem Foto umgeht, das in Social Media kursiert. Es handelt sich um ihr Gesicht mit Sperma drauf. Das war tatsächlich noch ganz spannend, aber ab dem Moment, in dem Tedros auftritt, wird es nur noch dumm, peinlich, fremdschämig und ekelhaft. Die letzte Folge stellt etwas mehr die Musik in den Vordergrund, wobei dort die große Begeisterung für die „mid“-Künstler etwas seltsam erscheint und dass sich Jocelyn einzig und allein über Sex definiert, ist irgendwann nur noch anstrengend. Dennoch konnte ich das als eine seltsame Art des Empowerments begreifen, wäre da nicht dieses grausige Ende, was sich nur das Wochenende ausgedacht haben kann. Oh boi, ist das kacke. 

Folge 1 ist okay, Folge 2 nur ekelhaft, Folge 3 eine Katastrophe, Folge 4 hat einige bessere Momente, weil Tedros langsam abgeschossen wird, Folge 5 ist okay bis auf die letzten scheußlichen 20 Minuten. Was will man also damit? Nichts, ab in die Mülltonne, ich hoffe, sie wird noch vor dem Wochenende geleert.

40/100
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