„Ballard” ist ein Spin-off zur „Bosch” (und „Bosch Legacy)-Kriminalreihe, das im selben Universum spielt, an die „Bosch-Handlung” anschließt und eine relativ klassische Krimihandlung in Los Angeles bietet. Renée Ballard (Maggie Q) ist Leiterin einer Cold Case-Abteilung, deren unterschiedliche Fälle aber schnell warm werden. Wie schon bei „Bosch” verknüpft und behandelt auch „Ballard” verschiedene Fälle in einer Staffel, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Man kann die Serie auch ohne „Bosch” Vorkenntnisse schauen und verstehen, dann wirken die Gastauftritte allerdings nicht so gut.
Renée Ballard wurde von der Mordkommission in LA nach einem „Disput” mit einem Kollegen in den Keller der Behörde degradiert. Wie Carl Mørck in den Jussi Adler Olsen Büchern (oder bei „Dept. Q”) leitet sie nun die hausinterne Abteilung für ungeklärte Verbrechen der Vergangenheit. Ihr erster Fall ist die Jahre zurückliegende Ermordung der Schwester des aktuellen Stadtrates, aus diesem Grund wurde die Einheit ins Leben gerufen. Allerdings ist Ballard die einzige festangestellte Polizeibeamte, das sonstige Team setzt sich aus Aushilfen, Freiwilligen und Praktikanten zusammen – ein bunterer Haufen als bei klassischen Krimiserien, der letztlich allerdings genau dasselbe wie sonst bewirkt. Der erste Fall wird zum Serienmörder-Fall, doch schnell wird auch deutlich, dass hinter dem „Disput” mit dem Ex-Kollegen eine Vergewaltigung steckt und auch korrupte Polizisten und deren Arbeit für ein Kartell werden in einem Handlungsstrang behandelt. Diese Stränge werden gegen Ende mal besser, mal schlechter verbunden und führen zu einem gelungenen Cliffhanger-Abschluss von Staffel 1.
Die Serie ist sehr klassisch in ihrer Machart und spielt dieselbe Klaviatur der Bosch-Staffeln gekonnt herunter. Die Charaktere finde ich allgemein etwas schwächer, aber doch wird das neue Team einem schnell sympathisch. Die Serie betont die Probleme von Frauen in Machtposition, speziell bei der verschworenen und verschwiegenen Polizei mit der Vergewaltigungsthematik sehr gut, das ständige Darstellen der „coolen”, starken, harten Frauen, die – absolut korrekterweise – auf Rache sinnen ist einigermaßen gelungen. Was mich in diesem Fall allerdings stört ist, dass für einen Handlungsstrang auf die typische und antiquierte Storyline des „naiven Dummchens, was sich verliebt und deshalb ausspioniert wird” zurückgezogen wird und eine andere die typisch esoterisch angehauchte Mittvierzigerin, die nur mitmachen will, in den Vordergrund stellt. Diese Unwucht wirkt etwas wirr. Darstellerisch und produktionstechnisch ist „Ballard” solide Kost, die Geschichte tritt in der vorderen Hälfte mit der steten Van-Suche etwas auf der Stelle und nimmt erst später Fahrt auf. Auffällig ist, dass in dieser Serie von Beginn die Handlungsstränge um die Haupt- und Nebendarsteller kreisen, diese persönlich in die Fälle involviert sind und in Gefahr geraten – etwas, was man sonst für spätere Staffeln reserviert. Das funktioniert allerdings überwiegend gut.
Zusammenfassend empfand ich die 1. Staffel von „Ballard” als etwas schwächer als die stärksten „Bosch”-Staffeln und auf einem Niveau mit den durchschnittlichen. Grundsätzlich gibt es bislang noch keine guten Gründe nicht zuerst „Bosch” zu schauen, wenn man Interesse an Kriminalfällen, Serienmördern und Korruption innerhalb der Polizei im Los Angeles-Setting hat. „Bosch”-Fans können allerdings beruhigt weiterschauen.



