„Erased” ist eine wilde Mischung aus Drama, Zeitreise-Geschichte, Serienmörder-Story und Kinder-Abenteuer-Serie, die sich ultimativ zu einer harten und emotionalen Geschichte verbindet. Von den kindlichen Hauptfiguren sollte man sich nicht täuschen lassen: „Erased” ist ein Anime für Erwachsene mit fiesen Themen. Von mir gibt es eine klare Anschauempfehlung, egal ob es sich bei der Bekanntheit der Serie noch um einen Geheimtipp handelt oder nicht.
„Erased” war einer der ersten Animes für Erwachsene, den ich je sah und der mich tiefer in die wunderbare Welt der erwachsenen Animes fernab von „Dragon Ball”, „Pokémon” und Co. eintauchen ließ. Vielleicht ist er auch deswegen bis heute einer meiner Lieblingsanimes. Die Serie basiert auf einem Manga und wurde als Animefilm, Realfilm, Roman und eben als Animeserie adaptiert, auf die ich mich fokussiere. Die insgesamt nur 12-teilige Miniserie mit rund 25 minütigen Episoden kann mit einem durchgehend sehr hohen Niveau punkten, das Tempo ist sehr gelungen und auch der Zeichenstil ist hübsch. Dabei wandelt die Geschichte gekonnt zwischen dramatischem Tiefgang, Charakterentwicklungen und einer spannenden Kriminalgeschichte, die Tempodosierung gelingt exzellent.
Die Hauptfigur der Geschichte ist der 29-Jährige Manga-Autor Satoru, der eine ganz besondere Gabe besitzt. Denn manchmal erhält er sogenannte „Runbacks“. Wenn sich ein Mensch in seiner Umgebung in Lebensgefahr befindet, kann Satoru kurz in die Vergangenheit zurückreisen, um bestimmte Tragödien zu vermeiden. Doch eines Tages muss er einen persönlichen Schicksalsschlag verkraften. Doch Satoru möchte diesen natürlich verhindern, jedoch wird er dafür ganze 18 Jahre in die Vergangenheit geschickt! Satoru findet sich im Körper seines 10-jährigen Ichs wieder und erinnert sich daran, dass es damals in seinem direkten Umfeld einen Serienmord an Kindern gab, seine Mitschülerin Kayo wurde damals eines der Opfer. Zu Beginn ahnt Satoru noch nicht, wie all dies zusammenhängen könnte, aber nach und nach wird deutlich, wie viel Einfluss die Vergangenheit auf seine Gegenwart hat. Somit setzt er alles daran, den Serienmörder aufzuhalten, freundet sich mit dem Opfer an und schart seine Freundesgruppe um sich herum. Ein cleveres Stilmittel, was die Handlung stark vorantreibt, ist natürlich, dass er mit seinem Bewusstsein des 29-jährigen handelt und dabei diverse wichtige Daten und Geschehnisse der Vergangenheit kennt, wodurch er überhaupt eine Chance hat den natürlichen Lauf der Dinge zu verändern. Dennoch sind die Kinder dem Serienkiller natürlich körperlich gnadenlos unterlegen, wodurch sie häufiger in Gefahr geraten. Zudem muss Satoru aufpassen, dass er sich nicht zu verdächtig verhält.
„Erased” überraschte mich mit seinem kindlichen Look, der mit einem bitteren, sehr erwachsenen Inhalt gekoppelt wurde. Die harten Themen umfassen Kindermorde, aber auch Kindesmisshandlungen, Pädophilie, falsche Verdächtigungen und die stete Gefahr durch einen Serienmörder für die kleinen Helden. Im Kern ist die Miniserie allerdings ein starker, herzerwärmender Anime, der einen emotional treffen kann. Kleinere Kritikpunkte kann man sicher in der zum Teil großen Vorhersehbarkeit ausmachen, das fiel für mich allerdings kaum ins Gewicht. Ich war spätestens nach dem schockierenden Ende der 1. Folge komplett der Sogwirkung der Serie erlegen. Es gibt keine einzige schwache Folge, die Haupthandlung wird stets vorangetrieben und das Ende ist großartig und wunderbar melancholisch.
Aufgrund seiner Bodenständigkeit, seiner Kürze und dem Fehlen von Übernatürlichem (bis auf die Zeitreise) ist „Erased” aus meiner Sicht der bestmögliche Einstieg in das Genre der „erwachsenen Animes“. Die Miniserie ist eine sehr runde und emotional-packende Serie, die gerade Krimi-Fans und Freunde von Dramen mit Kindern in der Hauptrolle ansprechen sollte. Gebt „Erased” eine Chance!



