„Death Note” gilt als Klassiker im Anime-Bereich, der sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene ein starkes moralisches Drama bietet, dass in einem Katz-und-Maus-Thriller gipfelt und eine hochgradig ambivalente Hauptfigur zu bieten hat. Mit dem Death Note, dem Totenbuch selbst, wird eine spannende übernatürliche Komponente hinzugefügt. Die von Madhouse („Monster”, „One-Punch Man”) produzierte Serie basiert auf einem Manga und war weltweit erfolgreich. Es gab – wie für erfolgreiche Animes typisch – noch einige Filme mit Alternativenden und neuen Geschichten, ich beziehe mich nur auf die 37-teilige Serie.
Im Anime, der von 2006-2007 in Japan in insgesamt 37 Episoden à etwa 20 Minuten veröffentlicht wurde und schnell eine deutsche Synchronisation erhielt, steht der Oberschüler Light Yagami im Mittelpunkt. Er ist von der Welt und ihrem Unrecht genervt und möchte Jura studieren, um Verbrecher in Japan zur Rechenschaft zu ziehen. Doch warum studieren, wenn man auch sofort die Welt verändern kann? Denn eines Tages fällt ihm das titelgebende Death Note in die Hände, wodurch die Geschichte eine angenehm bodenständige Fantasykomponente erhält. Wenn er den Namen einer Person in dieses Buch schreibt und sich dessen Gesicht dabei vorstellt, dann stirbt diese Person kurz darauf. Zudem sieht Light nun auch einen Shinigami (der personifizierte Tod, nur Light kann ihn sehen), dem das Death Note ursprünglich gehörte. Gemeinsam beschreiten die beiden eine todesreiche Reise, die fast wie ein Kreuzzug wirkt. Anfangs noch nur gegen Verbrecher…
Die interessante Prämisse rund um Macht, Moral, Mord und die Frage, wer den Tod verdient hat und wer darüber zu entscheiden hat, schwebt vor allem über dem Anfang der Serie. Danach entwickelt sich ein Katz-und-Maus Spiel zwischen Light und dem mysteriösen Meisterdetektiv „L”, der mit der Polizei zusammenarbeitet, um Light aufzuhalten, der selbst zum gesuchten Serienmörder „Kira” wurde. In diesen Strudel der starken Rivalität der beiden Hauptfiguren gerät auch Misa Amane, eine junge Sängerin, die sich in Kira verliebt und die ein weiteres Death Note zum Töten erhält.
Visuell ist die Serie für ihre Zeit auf einem guten Niveau. Sie wirkt darüber hinaus Madhouse-typisch zeitlos, da sie detailliert und pointiert gezeichnet ist und im 16:9 Format veröffentlicht wurde. Der Star ist allerdings die Handlung. Der psychologische Thriller und die Moralfragen stehen zunächst im Mittelpunkt, danach wird ein komplexes Verwirrspiel mit zahlreichen Twists und Wendungen aufgebaut, bei dem man mitdenken muss. Immer wieder kommen sich die Protagonisten sehr nah, nur um sich dann wieder zu belauern. „Death Note” erinnert dabei durchaus an Katz-und-Maus-Spiel Filme wie „Catch me if you can”,„No country for Old Men” oder die Anime-Serie „Monster”, das Fantasyelement sorgt allerdings für eine eigene Identität im breiten Bereich der Rivalen-Filme. Dabei ist „Death Note” teilweise etwas durcheinander, aber stets ziemlich clever in seiner Handlung und kann auch mit amüsanten Einlagen durch die Shinigami-Geister punkten.
Natürlich ist nicht jede Folge großartig, aber vor allem die Showdowns und der jeweilige Aufgalopp dazu sind auf einem extrem hohen Niveau. Dies gipfelt in einer fantastischen 25. Episode. Doch im Anschluss liegt leider das Problem einer Serie, die bis dahin überwiegend großartig war, zumindest wenn man über kleinere Makel hinwegsehen kann. Denn nach dem großen Finale folgen noch 12 Episoden, die etwas nachgeschoben wirken. Es werden eine ganze Reihe von neuen Charakteren etabliert, die alle nicht an die vorherige Fehde heranreichen können. Erst zum Ende hin nimmt die Geschichte mehr Tempo auf und endet schließlich auch in zwei überzeugenden, guten Abschlussfolgen. Dennoch ist das ein kleiner Minuspunkt einer Serie, die bis Folge 25 wirklich fantastisch ist. Da ich aber die ganze Serie bewerte, gibt es für die Episoden danach ein paar Abzüge.
„Death Note” ist zurecht ein absoluter Klassiker, den man nicht nur als Animefan – dann ohnehin – sondern auch als Fan von twistreichen Thrillern und psychologischen Rivalitäten gesehen haben sollte. Durch die leichte Fantasykomponente gewinnt die Serie eine eigene, unverwechselbare Identität und präsentiert die große Rivalität zwischen Kira und L gekonnt in ihren Showdowns, wobei auch Moralfragen eine Rolle spielen. Eine hervorragende Melange, die ihr schwächeres letztes Drittel mit neuen Handlungssträngen nicht mehr zwingend benötigt hätte.



