„Born for this – Mehr als Fußball” beschäftigt sich mit der deutschen Frauenfußballnationalmannschaft. Ich sah nur die 2. Staffel, die sich um die desaströse WM 2023 in Australien drehte. Die erste Folge überbrückt die Zeit zwischen der erfolgreichen EM 2022 (1. Staffel) und wurde noch vor der WM veröffentlicht, der Rest danach. Ich habe offenbar Geschmack an Misserfolgs-Dokus nach „Nothing in Katar” gefunden.
Das ZDF-Team begleitete die Mannschaft sowohl während des Turniers, als auch in Gesprächen danach. Insgesamt ist die Machart jedoch relativ schwach. De facto gibt es nur „Talking Heads” aus der Mannschaft und dem Trainerteam, keine Einschätzungen oder Einordnungen darüber hinaus. Ständig hagelt es Verletzungsgeschichten, nacheinander, die alle irgendwie ähnlich sind, bei denen alle ihre emotionale Seite zeigen dürfen, die mit der entsprechenden traurigen Musik und ganz schlechtem „B-Roll”-Material – Schnittbildern, bei denen Kamera aufdringlich nah an die Leute heran fährt – untermalt wird. Das wirkt alles allzu formelhaft und berechnend. Insgesamt ist Alexandra Popp der Thomas Müller des Frauenteams. Sie glaubt oder versucht häufig, funny zu sein, ohne es zu sein. Einigen Spielerinnen merkt man die Jugend noch sehr an, andere sind clever in ihren Aussagen und zögern nicht, Missstände klar anzusprechen, auch bereits während des Turniers. Allgemein sind die Damen deutlich authentischer als die Herren, die gute Chemie zwischen den Spielerinnen scheint nicht nur gespielt zu sein, die Kritik ist unverblümter, sie lassen wirklich einen Blick hinter ihre Fassaden zu und ergehen sich nicht ständig im puren PR-Sprech, es gibt nicht nur Floskeln. Doorsun, Oberdorf und Freigang waren für mich die Gewinnerinnen, am Ende auch überraschend Magull.
Zusammenfassend bin ich kein großer Fan der Machart oder Produktion, aber inhaltlich ist die Doku schon sehr sehenswert, gerade auch um zu verstehen, was bei der WM 2023 wirklich das Problem war. Spoiler: Es war ein ähnliches wie in Katar. Die letzten 15 Minuten widmet man Martina Voss-Tecklenburg, um die Zeit nach der WM aus ihrer Sicht einmal zu schildern. Das bleibt problematischerweise unkommentiert und ohne Einordnung, aber es demaskiert die ehemalige Bundestrainerin sehr gut. Inhaltlich top, Produktion nah am Flop bringt dieselbe Gesamtnote wie bei den Herren in Katar.



