„Tiger King” oder „Großkatzen und ihre Raubtiere”, wie der großartige, deutsche Titel heißt, war im März 2020 das Covid-Quarantäne-Phänomen mit unzähligen Wochen auf der Top 1 bei Netflix. Die wilde Mischung aus Trash-TV und Crime-Doku ist zwar durchaus unterhaltsam, aber gleichzeitig fragt man sich auch stets, warum man sich die Serie gerade eigentlich anschaut.
Folge 1 wird noch etwas langsam erzählt, aber ab Folge 2 zieht das Tempo ordentlich an. „Joe Exotic“ steht als homosexueller Waffennarr in den USA mit seinem „Zoo“ von 220 Tigern im Fokus. Das ist schon der Höhepunkt, mag man meinen, doch noch so viele andere Personen sind ebenfalls gruselig. Man fragt sich permanent bei fast jeder neuen Figur, wo die Macher diese ausgegraben haben, weil alle Charaktere so surreal wirken. „Echte Typen“ könnte man nett formulieren. Doch dann überschlägt sich auf einmal die Handlung und es wird in viele verschiedene Richtungen ausgeteilt. Es geht um Intrigen, Morde, Wahlkämpfe, Selbstmorde, Brandstiftung, Mordversuche. Die Handlung wird immer absurder und immer düsterer.
Unterhaltsam ist „Tiger King” und es gibt auch wirklich sehr viele Gesprächspartner aus vielen verschiedenen Ecken. In der Produktionsqualität gibt es allerdings noch etwas Luft nach oben, in diesem Bereich verliert die Serie im Vergleich zu den wirklich guten Netflix True Crime Produktionen. Die unterhaltsame Reise durch das Leben von Joe Exotic und seiner bemitleidenswerter Tiger ist insgesamt leichtere Kost als die meisten anderen Crime-Dokus. Allerdings ist die Doku-Serie auch etwas reißerischer (allein schon durch die Tiger…) und schlechter.
Die nachgeschobene 2. Staffel aufgrund der überraschenden Popularität brauchte wohl niemand mehr, ich habe sie mir nicht angeschaut und bewerte somit nur Staffel 1: Kann man machen, aber ich vermute, dass es abseits des damaligen Corona-Hypes nicht mehr wirklich überzeugen kann.



