Making a Murderer – Von der Polizei zum Mörder gemacht? Review ganze Doku-Serie

„Making a Murderer” war eine der früheren Netflix-True Crime-Doku Serien und ist wohl immer noch eine der stärksten Krimi-Dokumentationen. Zur Veröffentlichung sorgte der 1. Staffel sorgte die Serie für viel Wirbel, da sie das US-amerikanische Justizsystem mal wieder von einer der schwächsten Seiten zeigt (falls es überhaupt gute gibt).

Die Handlung klingt unfassbar, man könnte sie kaum glauben, wenn es nicht die Realität wäre. 1985 wird Stephen Avery wegen Vergewaltigung zu lebenslanger Haft verurteilt, obwohl er seine Unschuld beteuerte und Indizien gegen eine Verurteilung sprachen. 2003 wurde seine Unschuld durch eine DNA-Analyse bewiesen, Avery kam frei und verklagte die Verantwortlichen auf 36 Millionen US-Dollar. Doch während die Schadensersatzforderungen noch im Raum standen, wurde Avery Ende 2005 der Vergewaltigung und des Mordes an einer jungen Frau namens Teresa Halbach beschuldigt, die nach einem Treffen auf dem Schrottplatz der Averys nicht mehr lebend gesehen wurde. Averys Neffe gesteht eine gemeinsame Tat, widerruft das Geständnis aber auch schnell wieder. Doch dies ist nur der Anfang.

Nach diesem verrückten Auftakt denkt man sich zunächst: Was soll da noch kommen? Aber man wird mehr und mehr in einen Strudel hineingezogen, in dem alles nur noch schlimmer wird. Im Verlauf der Serie wird der damalige Fall komplett dargestellt und aufgerollt, zudem werden große Zweifel an der Schuld Averys ersichtlich. Der ersten Staffel wurde vorgeworfen, dass sie zu einseitig auf die Geschehnisse blickt, sich klar auf eine Seite stellt und Dinge vorenthält. Auch deswegen wurde 2018, drei Jahre später, eine zweite Staffel nachgeschoben, die auf die Vorwürfe gut eingeht, sie entkräftet und diverse Themenbereiche deutlicher beleuchtet. Zudem werden Anwälte bei der spannenden Arbeit begleitet und die Geschehnisse, die durch Staffel 1 ausgelöst wurden, werden aufgearbeitet.

Können die Behörden einen Menschen zum Mörder machen, wenn sie es nur wollen und ohne dessen Schuld? Dieser Frage geht die Doku gekonnt nach. Ich empfinde sie als sehr gelungen, auch wenn es Staffel 2 nicht zwingend gebraucht hätte, ergänzt sie die erste Staffel dennoch. Die Fehler und Unrechtmäßigkeiten von Seiten der Justiz und Ermittlungsbehörden werden stark aufgedröselt, die Serie wirkt nicht reißerisch und lässt gekonnt Leerstellen zum Selbstentscheiden. „Making a Murderer” ist deswegen weiterhin die Vorzeige-Crime-Doku auf Netflix.

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