„The Lincoln Lawyer” ist eine Gerichtsserie, die auf einer Romanreihe von Michael Connelly basiert, wovon bereits 2011 ein Teil unter dem deutschen Titel „Der Mandant” fürs Kino verfilmt wurde. Trotz der Krimithemen rund um Mord und Totschlag, ist „The Lincoln Lawyer” eine etwas leichtere, weniger gesellschaftskritische Gerichtsserie – vor allem im im Vergleich zu Serien wie „For Life”.
Der idealistische, in Scheidung lebende, von der Sucht zurückgeworfene und daher seit einem Jahr beschäftigungslose Anwalt Mickey Haller (Manuel Garcia-Rulfo) erhält eine seltsame Erbschaft: Er erbt die gesamte Anwaltskanzlei eines seiner früheren Kollegen. Verwirrt übernimmt er nach und nach dessen Fälle. Dabei ist Mickey ein ungewöhnlicher, aber versierter Anwalt, der zwischen Grauzone und Legalität wandelt und somit meistens für seine Mandanten das Beste herausholt, auch wenn seine Methoden nicht immer ganz sauber sind. Neben einigen kleineren Nebenfällen, dominiert die jeweiligen Staffeln ein großer Fall. Zudem wird im Verlauf der Geschichte das Leben von Mickey immer wieder bedroht und die Geschichten werden persönlicher. „Lincoln Lawyer” ist eine durchweg solide, recht vernünftig produzierte Netflix-Gerichtsserie, die man sich gut nebenbei (in einem Lincoln) reinfahren kann. Der Hauptprozess und die Charaktere sind dafür interessant genug, aber mehr als solide sollte man nicht erwarten. Die Handlung läuft zwar durchgängig fort, aber pro Staffel gibt es neue Fälle, so dass man nicht zwingend alles gesehen haben muss. Es ergibt aber Sinn vorne zu starten.
In Staffel 1 soll ein Videospiel-Entwickler-Star seine Frau und deren Liebhaber ermordet haben. Mickey übernimmt den Fall und muss sich gleichzeitig als Anwalt, vernünftiger Chef für seine ambitionierte und seltsame Kollegin Lorna (Becki Newton) und Partner/Vater beweisen. Die Staffel legt ein gutes Tempo an den Tag. Trotz einer klassischen leichten Hängepartie in der Mitte, gefiel sie mir bisher am besten von allen drei aktuell verfügbaren Staffeln.
Die 2. Staffel befasst sich zu Beginn noch mit ein paar kleinere Fällen, fokussiert sich danach aber wieder klar auf eine Hauptgeschichte. Diesmal soll eine bekannte Klientin von Micky einen reichen Geschäftsmann mit einem Hammer ermordet haben. Micky versucht die Unschuld auf innovative Art und Weise zu beweisen. Die Story ist überwiegend gut und genretypisch dargestellt, auch wenn ich mich manchmal frage, warum die Geschichte so breitgezogen wirkt. Die letzte Folge ist allerdings nicht wirklich der Höhepunkt, es läuft eher etwas aus und eine leichte Exposition für Staffel 3 setzt ein.
Staffel 3 fokussiert sich viel auf eine langweilige Liebesgeschichte, der Fall selbst ist aber ganz cool, wenn auch recht früh ersichtlich. Diesmal übernimmt Haller den Fall eines Mannes, der angeblich eine alte Bekannte von Micky ermordet haben soll. Ich habe mich gefreut, mal wieder Holt McCallany (Mindhunter)zu sehen. Ansonsten verläuft die 3. Staffel ohne große Höhen und Tiefen. Die letzte Folge der 3. Staffel ist vielleicht die bislang beste überhaupt, denn sie schafft eine spannende Exposition für eine folgende Staffel, sie deutet das an, was die Serien dann irgendwann immer machen: Die Hauptfiguren in die Geschichte persönlich als Beschuldigte oder Verletzte einbeziehen. Aus diesem Grund habe ich aber wieder Interesse, dass ansonsten eher etwas abgeflacht war.
„The Lincoln Lawyer” ist eine sehr solide, locker leichte Gerichtsdramaserie mit ein paar liebenswerten Charakteren und ausreichend cleveren Fällen. Die Staffeln sind immer etwas zu lang für das Erzählte, aber befinden sich alle auf einem ähnlichen Niveau. Deswegen bleibt der Auto Anwalt eine gute Serie für Nebenbei.



