„Olympo” ist eine spanische Quatschserie im Fahrwasser von sowas wie „Elite”, vor deren spannender Prämisse ich mich arg blenden ließ. Doch im Kern ist dies eine Serie, die niemand braucht, in der keine Figur sympathisch ist, die den dargestellten Sport nicht respektiert, deren Dialoge und Drehbücher komplett quatschig sind, die mit Logik und Realismus auf Kriegsfuß steht, deren Charaktere sich stets unsinnig verhalten und die im Zweifel mit Sex Konflikte zu lösen oder neue auszulösen versucht. Puh.
Das Setting des sportlichen Nachwuchsleistungszentrums, in dem große Talente aus den verschiedenen Sportarten zusammenkommen, empfand ich als ganz spannend, vor allem mit der Mystery-Prämisse, dass eine Schwimmerin zusammenbricht und das eventuell mit Doping zusammenhängen könnte. Doch die Geschichte entwickelt sich unlogisch und nicht zufriedenstellend weiter, keiner der Charaktere ist mehr als eine Klischeefigur und die steten Liebschaften und Sexszenen stehen lange im Vordergrund gegenüber allem anderen.
Die Macht von der Modefirma Olympo wirkt unerklärlich, die Magie des unentdeckbaren Wunder-Dopingmittels, dass ihre Anwender allerdings ins Krankenhaus befördert, ist schwachsinnig. Was ist das für ein beschissenes Dopingmittel, bei dem stets in der Öffentlichkeit die dopenden Personen zusammenbrechen? Es ist, als würde die seltsam machtvolle Firma entdeckt werden wollen. Warum dopen sie überhaupt ihre Leute, statt einfach die besten zu sponsern? Warum hat eine Modefirma Kapazitäten fürs Doping? Generell ist der Umgang mit Doping unglaubwürdig und nur enttäuschend. Leute werden gedopt, ohne es zu hinterfragen, die Hälfte des ganzen NLZs ist gedopt, aber alle sind traurig, dass ihre guten Kollegen (die sie betrügen durch ihr Doping) weggeschickt werden. Was?
Doch das größte Problem sind die allzu dummen, fast ausschließlich hormongesteuerten Charaktere. Ein Beispiel: Ein Rugbyspieler hat Probleme mit seinem Coming Out aufgrund der Homophobie im Rugby Sport. Er möchte deshalb nicht, dass seine Beziehung öffentlich wird. Was tut er also? Logisch: Er küsst seinen Freund ausgiebig in der Öffentlichkeit bei einem Training, während ein Kamerateam aktuell über eben diesen Freund eine Dokumentation über Homophobie im Rugby Sport dreht und die Kameras natürlich auf ihn gerichtet sind. Danach wird sich gewundert und beschwert, wie das passieren konnte… Das ist nur eines von vielen Beispielen. Problematisch ist, dass nicht mal die Sportarten ordentlich dargestellt werden. Wenn einem beim wichtigen Lauf nur einfällt, dass jemand stolpern könnte, ist das eine Bankrotterklärung. Wenn der Kapitän einer Rugby Mannschaft eigentlich einen wichtigen Spieler aufs Feld holen soll und stattdessen mit diesem in der Dusche Sex hat… und das niemand bemerkt: Großartig. Man fragt sich, wie auch nur einer der Sportler es jemals in das Leistungszentrum schaffen konnte, weil sich niemand auch nur irgendwie auf den Sport konzentriert.
Nun kann man sagen: Du bist nicht die Zielgruppe, sondern Teenager (bei einer Serie ab 16/18). Von mir aus, aber auch denen sollte man mehr bieten und mehr zutrauen, man sollte sie vor allem nicht für dämliche Idioten halten, denen ein wenig nackte Haut ausreicht, um etwas gut zu finden. Denn leider ist das theoretisch interessante Setting stets nur Kulisse für die dämliche Haupthandlung. Der Abschluss ist in seinen Charakterentscheidungen immerhin schön böse, die Staffel endet aber auch sehr abrupt. Das Ende der 7. Folge erinnerte mich immerhin durch seine Musikauswahl nostalgisch an „Dark”.
Darüber hinaus bietet die – immerhin gut inszenierte – Serie nichts, was sie sehenswert macht. Aber genau deshalb schaut man eine Serie nicht am ersten Tag und wartet erstmal ab, wie IMDb bewertet. Wenn es unter 7,0 ist, kann man sich die Serie fast sicher komplett sparen. So auch „Olympo”.



