Als David Benioff und D.B. Weiss noch gefeierte Showrunner für „Game of Thrones” waren, konnten sie sich vor Angeboten nicht retten. „3 Body Problem” ist das große Netflix Projekt, das für 3 Staffeln ausgelegt ist. Es handelt sich um eine krude Mischung aus Drama, Sci-Fi, Dystopie, Abenteuer und Fantasy-Elementen, die zu Beginn als mysteriöses Wirrwarr erscheint. Bis zum ersten Twist.
Zu Beginn werden dem Zuschauer sehr viele verschiedene Charaktere präsentiert, darunter viele Wissenschaftler. Schnell werden Wissenschaftler ermordet, handelt es sich bei der Serie also um einen klassischen Krimi? Nein. Denn plötzlich wird es eine Sci-Fi-Geschichte: Eine der Hauptfiguren sieht plötzlich eine Todesuhr mit einem Countdown bis zu ihrem Lebensende, die hinuntertickt. Die Todesuhr wird von einer mysteriösen Fremden begleitet, die mit dem Tode droht. Dann gibt es noch eine seltsame VR-Brille, in der man ein Spiel spielen und besiegen muss. Im China der jüngeren Vergangenheit (1970er) arbeitet derweil eine dem kommunistischen Regime feindlich gesinnte Wissenschaftlerin an einer mysteriösen Nachricht aus dem All. Das klingt alles so konfus, dass selbst die Konfusion verwirrt ist? Stimmt, das liegt daran, dass ich den ersten Twist nicht wirklich verraten will, aber die Nachricht aus dem All bestimmt fortan den weiteren Verlauf der Serie, die nach etwa 3 Episoden in geregelteren Bahnen verläuft.
Ist Staffel 1 von „3 Body Problem” denn so gut wie Game of Thrones Staffel 1-5? Oder so katastrophal wie 7&8? Weder noch, aber die Serie hat sicherlich mehr als 3 Probleme, wobei der Titel sicher eines ist. Altbekannt haben die beiden Macher keinerlei Gespür für Raum und Zeit, für Abläufe und für eine stimmige Chronologie. Problematisch sind allerdings auch einige Dialoge, vor allem die „WAS? FRAUEN SIND WISSENSCHAFTLER?”- Dialoge zu Beginn sind furchtbar, einige Dialoge sind sehr cringe. Die Darsteller sind nur teilweise überzeugend und wissen scheinbar selbst häufig nicht, an welchem Teil der Geschichte sie gerade angelangt sind. Häufiger werden Dinge erzählt, statt sie zu zeigen (der notwendige Schauspieler war nicht mehr am Set? Geld?), es wirkt durcheinander und zusammengeschustert. Zudem gibt es ständig Sequenzen, bei denen man zu Beginn schon weiß, wie sie enden werden. Die CGI-Sequenzen sehen schon ganz gut aus, aber nie realistisch oder echt. Die Lovestory zum Ende, sowie die letzte Folge sind leider auch nicht überzeugend.
Ist denn alles schwach? Nein, die Serie hat ein gutes Faustpfand und das sind die Grundstory, die Figurenkonstellationen, die Bedrohung, einige kreative Ideen, die Härte und die Konsequenz, über allem steht der hochspannende 1. Twist und was daraus folgt. Alles darum herum hätte deutlich mehr Liebe, Vision und Stringenz vertragen können. Zusammenfassend ist der Anfang ein Wirrwarr, die Mitte gut und interessant mit der Highlightfolge 5, danach flacht die Handlung aber wieder sehr konventionell ab. Somit bin ich an mehr Staffeln interessiert, aber ich wünschte, andere Leute als die beiden Davids würden die Story besser weitererzählen.



